Armer Hansi Krankl! Als österreichischer Teamchef gestolpert, als LASK-Trainer am besten Weg dazu - und dann fristet der einstige Goleador auch noch im fabelhaften Museum "seines" FC Barcelona ein eher bescheidenes Dasein. Ein kleines Bild nur erinnert an den spanischen Torschützenkönig anno 1979, als der im Dress der Katalanen den Europacupsieg der Pokalsieger beim 4:3 gegen Fortuna Düsseldorf miterlebte. Ach ja, auf der "Ahnen-Tafel" steht neben "Austria" klitzeklein "Hansi Krankl - 1978 bis 1981" geschrieben. Also, liebe Fans des Johann K., erwartet euch beim Lokalaugenschein im Museum von Barcelona nicht zuviel Ehre für den "Mister Cordoba"!

Museum. Kurzer Anruf in Linz. Der Hans, beim Wörtchen "Barcelona" immer noch himmelhochjauchzend, wischt solche Erzählungen am Handy glatt vom Tisch. "Es sind doch so viele Topstars nach mir gekommen, da war Ronaldinho, jetzt verehren sie Messi wie den lieben Gott. Und außerdem weiß ich, dass sie das Museum ständig umbauen." Er werde sich das Ganze demnächst anschauen, bei einem Ausflug zum spanischen Meisterschaftsspiel seiner "Lieblinge" gegen Villareal. Ende. Okay. "Mehr von Krankl wollen Sie sehen?" Die bildhübsche Ana Hernandez, als Guide für den Besuch aus Austria abgestellt, schüttelt verzweifelt den Kopf.

Signiert. Weiter geht's durch die ehrwürdigen Hallen des "Nou Camp"-Stadions, wo gerade ein slowenischer Bub im Dress des argentinischen Superstars Lionel Messi sein Näschen an eine Glasvitrine drückt. Ein Trikot von Maradona mit der Nummer 10 ist zu sehen. "Diego hat 1983 eine Saison bei uns gespielt", erzählt Ana. "Vor rund einem Monat hat er den Dress dann signiert. Er war gekommen, um als argentinischer Teamchef seinen Mittelfeldstar Messi zu beobachten."

Verlängerung. Im Minutentakt strömen die Fans ins Museum, 8,50 Euro kostet das Ticket. Und Ana führt den Gast aus dem Krankl-Land weiter zu den prächtigsten Pokalen, die von zwei Triumphen in der Fußball-Champions League zeugen. Ein Paar abgewetzte Schuhe gehörte offenbar dem Niederländer Ronald Koeman, der 1992 beim 1:0 nach Verlängerung gegen Sampdoria Genua den ersten Meisterpokal-Sieg fixierte. "Und hier", lächelt Ana wieder, "sehen Sie die Schuhe von Juliano Belletti. Damit hat er 2006 das 2:1-Siegestor gegen Arsenal London erzielt." Eh klar. Hans Krankls Schuhwerk haben sie nicht konserviert. 30 Jahre sind eben doch eine lange, lange Zeit.

Fans. Ein Blick von der Tribüne auf den Rasen des Nou-Camp-Stadions entschädigt dafür für alles. Dort wirbelt in dieser Saison der Traumsturm Henry-Messi-Eto'o die Gegner durcheinander. Ana strahlt. Und dann zeigt sie noch auf eine Tafel. "Hier sind mehr als 2000 Fanklubs des FC Barcelona aufgelistet. Aus der ganzen Welt." Nur nicht aus Österreich. Komisch, oder?