Winterkönig in Österreich, wie ließt sich das in der Biographie eines holländischen Spitzentrainers?
Co Adriaanse: Nicht schlecht. Ich war auch schon in Holland und Portugal Winterkönig und es war in Österreich nicht einfacher.

Unter den Blinden ist der Einäugige König, trifft das in diesem Fall nicht auch zu?
Adriaanse: Nein, das Niveau in der Liga ist gut. Und wir hatten mit Rapid, Austria und Sturm sehr harte Konkurrenten.

Aber international konnte sich auch Salzburg nicht in Szene setzen. Ist man nicht vielleicht doch ein Einäugiger?
Adriaanse: Österreich hat ein Problem mit dem Uefa-Ranking. Man bekommt bei jeder Qualifikation einen großen Brocken zugelost. Wenn Salzburg gegen den FC Sevilla verliert, ist das keine Schande, sondern ein normales Ergebnis. Wenn Österreich gegen Serbien eine Niederlage kassiert, ist das dasselbe. Nur gegen kleine Nationen wie Litauen, da muss man auch auswärts gewinnen.

Was macht das - auch nicht gerade große - Holland im Fußball besser als Österreich?
Adriaanse: Wir haben eine Million Fußballer, begeisterte Eltern, die viel Zeit in die Ausbildung der Kinder investieren und in fast jedem Dorf einen Natur- und einen Kunstrasenplatz.

Und sie ziehen nach Österreich. Ausgerechnet in ein Dorf (Mauterndorf Anm.), das keinen Fußballplatz hat.
Adriaanse: (lacht) Dafür haben wir einen Flugplatz und in Sachen Fußballplatz habe ich schon Gespräche mit einigen Leuten geführt.

Sie sind schon seit zwei Jahren im Lungau sesshaft. Wie passt das zu einem Holländer, von denen es heißt, ein jeder besäße einen Wohnwagen?
Adriaanse: Da bin ich eine Ausnahme. Aber meine Eltern hatten einen und sind damit immer nach Hermagor in Kärnten gefahren.

Und was hat Sie nach Mauterndorf verschlagen?
Adriaanse: Ich habe in einer holländischen Zeitung ein Inserat gelesen, in dem eine Wohnung angeboten wurde. Ich bin hergeflogen und habe mich verliebt. Mauterndorf ist idyllisch. Da gibt es keine reichen Urlauber, die durch den Ort flanieren. Kitzbühel oder St. Moritz, das wäre nichts für mich gewesen.

Und gefällt es Ihnen in Österreich?
Adriaanse: Ich bin ein echter Österreich-Fan. Ich liebe die Landschaft, die Dirndln, die Musik und die Kälte.

Wie bitte, die Kälte?
Adriaanse: (schmunzelt schelmisch) Ja, ich liebe den Winter. Der Lungau ist ja der Kühlschrank Österreichs und deshalb der ideale Platz für mich. Letzte Woche hatten wir minus 16 Grad, das habe ich auf einem holländischen Thermometer noch nie gesehen.

In England sind die Winter wesentlich milder. Sie sollen ein Angebot von Sunderland haben, was ist dran an diesem Gerücht?
Adriaanse: Gar nichts. Ich hatte überhaupt keinen Kontakt zum Klub und auch nicht zu Mittelsmännern. Ich will mit Salzburg Meister werden.

Im Moment haben Sie aber andere Probleme. Sie müssen eine Million Euro an Ihren Ex-Klub FC Porto zahlen. Wie weh tut so ein Sümmchen einem Topverdiener im Hause Red Bull?
Adriaanse: Es tut sehr weh und es ist kein gerechtes Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS, Anm.).

Vor allem ist es ein Urteil, gegen das es keine Berufungsmöglichkeit mehr gibt. Müssen wir uns um Sie Sorgen machen?
Adriaanse: Das ist unglaublich viel Geld. Soviel verdienen viele Menschen nicht einmal in ihrem ganzen Leben und ich soll das in einem Monat bezahlen.

Sie sind auch bekannt dafür, dass Sie ihr Herz auf der Zunge tragen. Das haben Sie bei Ihrem Amtsantritt in Österreich gleich mehrfach bewiesen.
Adriaanse: Und ich würde alles wieder sagen. Ich bin wie ich bin.

Aber Sie haben sich damit nicht viele Freunde gemacht. Wie wichtig sind Freundschaften für Sie?
Adriaanse: Sehr wichtig, aber ebenso wichtig sind Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Konsequenz.

Wie viele Freunde haben Sie?
Adriaanse: Ich habe viele Bekannte in vielen Ländern, aber ich habe nur sieben echte Freunde.

Zu Beginn Ihrer Ära in Salzburg blieb auch Marc Janko nicht von Ihrer Kritik verschont. Jetzt hat er 30 Tore auf seinem Konto. Ist Janko so gut oder die Gegner so schlecht?
Adriaanse: Er ist so gut.

Und weil er so gut ist, hat er auch viele Angebote. Was sollte Janko dabei beachten?
Adriaanse: Er muss vorsichtig sein. Bei einer Kontermannschaft würde er schlecht aussehen. Er braucht ein Team, das offensiv und über die Flanken spielt.

Wären Sie Jankos Manager, welches Team würden Sie ihm empfehlen?
Adriaanse: Ajax Amsterdam, Feyenoord, PSV Eindhoven., Manchester United, Hoffenheim oder Bayern München.

Sie glauben wirklich, Janko würde sich beim bayrischen "FC Hollywood" durchsetzen?
Adriaanse: Ja, denn was Luca Toni kann, kann Janko auch, vielleicht sogar besser.