Sonntag, 10 Uhr, es ist kalt in Hamburg, eiskalt besser gesagt. Die Temperaturen liegen unter null Grad und ein wenig Schnee liegt auch. Die Hansestadt zeigt sich derzeit von ihrer winterlichen Seite. Und trotzdem denkt an diesem Sonntagmorgen niemand ans Schifahren oder Eislaufen. Fußball ist das bestimmende Thema, denn an diesem Sonntag bestreitet der HSV wieder ein Heimspiel. Aber es ist nicht irgendein Heimspiel, es ist das Nordderby gegen Werder Bremen.

Hexenkessel. Zum 89. Mal steht es auf dem Programm und zum 89. Mal sind die Fans beider Klubs elektrisiert. Aber um 10 Uhr morgens ist es noch ruhig um die Nordbank-Arena. Sieben Stunden später füllen über 57.000 Fans das Stadion, das schon seit Wochen ausverkauft war. Ein heißer Hexenkessel im kalten Norden und mittendrin ein Steirer - allerdings diesmal nur als "Statist". Sebastian Prödl, Legionär im Dienste von Werder Bremen, muss sich das Nordderby von der Ersatzbank aus ansehen. Bremens Trainer Thomas Schaaf vertraut in der Innenverteidigung lieber dem Duo Per Mertesacker und Naldo, rechts, wo sich zuletzt Prödl und Fritz matchten, steht Pasanen in der Startelf. Nach den Pfiffen für den 21-jährigen Österreicher im letzten Heimspiel der Bremer gegen den 1. FC Köln kommt die Entscheidung des Trainers nicht wirklich überraschend.

Match wurde Erwartungen nicht gerecht. Das Match selbst entspricht nicht den hohen Erwartungen im Vorfeld. Beim 1:0 des HSV durch Guerrero nach nur fünf Minuten schläft wieder einmal die Werder-Abwehr, beim Ausgleich durch einen Freistoß von Diego (25.) sieht HSV-Goalie Rost nicht gänzlich unschuldig aus. Aber das ist den Fans in der 74. Minute egal. Ivica Olic trifft aus 16 Metern genau ins Kreuzeck - 2:1 für den HSV.

Ein fas perfekter Fußball-Sonntag. Schlusspfiff in der Nordbank-Arena. Die Fans ziehen ab, aber noch lange nicht nach Hause. Am Millerntor, der Heimstätte von Erzrivalen St. Pauli, ist derzeit "Winter-Dom", die XXL-Ausgabe des Vergnügungsparks der Grazer Messe. Dorthin zieht es die Massen und auf die Reeperbahn. Im berühmt-berüchtigten Vergnügungsviertel begießt man noch einmal den 26. Sieg in einem Nordderby - in den Etablissements auf der linken Seite der sündigen Meile. Angestoßen wird mit "Holsten", dem "HSV-Bier". Die rechte Seite gehört seit jeher den St.-Pauli-Fans. Und die feiern an diesem Abend ein 2:2 ihrer Lieblinge in der zweiten Liga in Mainz - bei einem Gläschen der Marke "Astra". So geht in Hamburg ein fast perfekter Fußball-Sonntag zu Ende.