Ein Interview mit einem österreichischen U21-Teamchef hätte vor zehn oder 15 Jahren, sagen wir es höflich, für wenig Begeisterung in den Redaktionsstuben gesorgt. Das ist heute anders. Was ist passiert?
Manfred Zsak: Was heißt vor zehn oder 15 Jahren. Das war vor zwei oder drei Jahren noch so. Aber 80 Prozent der Spieler, mit denen ich antrete, spielen Woche für Woche in der Bundesliga und ihr Journalisten schreibt über sie. Warum soll das dann bei einem U21-Match anders sein.

Aber vor zehn oder 15 Jahren spielten in der U21 großteils Regionalligakicker oder Reservisten aus der damaligen zweiten Divison. Hat auch beim ÖFB ein Umdenken stattgefunden?
Zsak: Natürlich. Auch der ÖFB hat erkannt, dass etwas gemacht gehört. Denn, man sieht es ja derzeit, wir haben beim A-Team ein Loch von fünf Generation. Wir haben gute Junge und gute Alte. Aber die jetzige U21 ist eine Folge der Akademien und der Landesausbildungszentren, die es damals noch nicht gegeben hat.

Jeder Trainer will mit der besten Mannschaft spielen...
Zsak: Ich auch.

Aber Sie müssen die Besten, wie Hoffer, Harnik, Arnautovic, Prödl Gercaliu und Fuchs ans A-Team abgeben.
Zsak: Das ist das Los oder das Leid eines U21-Trainers. Aber seine Aufgabe.

Beinahe hätten Sie auch Rubin Okotie verloren. Wie man hört hat es um ihn ein regelrechtes Tauziehen gegeben.
Zsak (lacht): Es war ein harter Kampf mit Teamchef Karel Brückner.

Apropos Okotie. Den haben Sie im vergangenen Herbst, nachdem er den Zapfenstreich überzogen hatte, sogar suspendiert.
Zsak: Aber das ist vergessen. Rubin hat sich sehr zum Positiven gewandelt.

Manche Ihrer ehemaligen Kickerkollegen haben über die Suspendierung geschmunzelt. Können Sie sich vorstellen warum?
Zsak: Sie haben zurecht geschmunzelt. Aber ich habe mich nie erwischen lassen. Allerdings soll das jetzt kein Freibrief für meine Spieler sein, nächtliche Ausflüge zu unternehmen.

Haben auch Sie einst in der U21 gespielt?
Zsak: Ja, aber nicht oft und auch nicht erfolgreich. Wir haben ununterbrochen gegen Jugoslawien gespielt und haben dauernd eine auf den Zylinder bekommen.

Gegen Finnland können Sie nun ein kleine Kapitel österreichischer Fußballgeschichte schreiben.
Zsak: Erstmals kann sich eine U21 für eine EM-qualifizieren. Eine historische Chance. Aber auch eine große für die Spieler und für mich. Denn ein Sebastian Prödl etwa würde heute noch bei Sturm spielen, hätte es die glorreiche U20-WM nicht gegeben.