Beide Gastgeber haben ihre Auftaktspiele verloren. Kann man so einen Tiefschlag wieder verdauen?
Franz Beckenbauer: Kann man schon, aber nur sehr schwer. Es ist schlecht für das Turnier, wenn beide Gastgeber gleich verlieren. Ich denke, für die Österreicher wird es ganz, ganz schwierig, da sie auch noch auf Deutschland treffen.

Die Deutschen gelten bei den meisten Experten als Favorit. Auch für Sie?
Franz Beckenbauer: Schauen Sie, unsere Mannschaft ist turniererfahren, noch besser, noch stabiler als bei der WM 2006. Wer uns schlagen will, muss schon sehr gut spielen.

Also ist Deutschland aus Ihrer Sicht schon so gut wie im Finale?
Franz Beckenbauer: Nein, nein, denn der Fußball ist nicht kalkulierbar. Oder hätten Sie vor vier Jahren auf einen Europameister Griechenland gewettet?

Apropos Wetten. Es gibt Gerüchte, Österreich und Deutschland hätten eine Absprache getroffen, sich zu helfen, wenn es nötig ist. Ihre Meinung dazu?
Franz Beckenbauer: Das ist sicher Blödsinn, denn jedes Team hat es selbst in der Hand, sich eine gute Ausgangsposition zu schaffen. Wer so etwas verbreitet, hat schon vor Beginn der Euro Angst, zu versagen.

Versagt hat auch wieder einmal Chelsea im Finale der Champions League. Freut es Sie, dass Geld doch nicht alles ist?
Franz Beckenbauer: Es freut mich nicht, aber es macht den Fußball zu der Faszination, die Millionen in den Bann zieht. Abramowitsch hat sicher schon eine Milliarde Euro investiert und konnte den wichtigsten Klub-Titel trotzdem nicht gewinnen.

Heißt das, er wird noch mehr Geld in die Hand nehmen, die Kicker noch teurer werden?
Franz Beckenbauer: Wir dachten schon vor zehn Jahren, der Plafond ist erreicht. Scheinbar gibt es den jetzt gar nicht . . .

Für kleine Länder wie Österreich macht es das aber unmöglich, international noch eine Rolle zu spielen, oder?
Franz Beckenbauer: Ihr braucht einfach mehr Leute wie den Mateschitz oder den Stronach, die auch viel Geld in die Hand nehmen. Wenn Kapital da ist, kann man auch ein Team bilden, das bestimmend ist.

Ob der Summen, die die Kicker jetzt verdienen, ärgern sie sich, dass Sie nicht mehr jung sind?
Franz Beckenbauer: Gott bewahre, nein, im Gegenteil. Wir konnten noch machen und sagen was wir wollten. Heute musst du dir jedes Wort überlegen, genau aufpassen, wann du dich wie benimmst. Die Freiheit, die wir genossen haben, kann man nicht mit Geld bezahlen.