Ein richtiger Eidgenosse ist Philippe Senderos ja nicht unbedingt. Sein Vater ist Spanier, die Mutter kommt aus Serbien. In seinen Adern fließt also kein Tropfen Schweizer Blut. Und der Innenverteidiger vom FC Arsenal hat auch nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sich vor seiner Laufbahn in der "Nati" auch nicht als Schweizer gefühlt hat. "Wenn man umgeben von so vielen Kulturen aufwächst, ist das einfach unmöglich", gibt der 23-Jährige unumwunden zu.

Nationalstolz. Erst als er die U 17 seinen Landes 2002 überraschend zum EM-Titel führte, sei die Sache mit dem Nationalstolz so richtig in die Gänge gekommen. Damals, Senderos spielte noch bei Servette Genf in der Schweiz, wurden auch die ganz Großen des europäischen Fußballs auf den Verteidiger aufmerksam. Barcelona, Bayern, Milan, Manchester United und Arsenal buhlten um Senderos. Die damalige French Connection von Arsenal mit Thierry Henry, Patrick Viera und Co. gab schließlich den Ausschlag für die "Gunners". Nach zahlreichen Verletzungen zu Beginn profitierte Senderos im Jänner 2005 selbst von einer Verletzung. Jener von Sol Campbell nämlich.

Pogatetz' "Zwilling". Prompt mauserte er sich zum Stammspieler und blieb es auch, als Campbell wieder fit war. In der Nationalmannschaft kam er ebenfalls durch das Pech eines anderen zum Zug, als Abwehrchef Murat Yakin ausfiel und ihn Köbi Kuhn kurzerhand ins kalte Wasser warf. Senderos spielt mit seinen 23 Jahren bereits mit unglaublicher Kaltschnäuzigkeit, ist kopfball- und zweikampfstark und auch technisch beschlagen. Er erinnert also nicht nur optisch, sondern auch von der Spielanlage her an Österreichs Middlesbrough-Legionär Emanuel Pogatetz. Und wie "Pogi" nimmt er sich auch kein Blatt vor den Mund. "Meine Position auf dem Spielfeld bringt es eben mit sich, dass ich mich durchsetzen und mir Respekt verschaffen muss."

Sprachtalent. Apropos sprechen. Das kann der polyglotte Senderos gleich in sechs Sprachen. Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch beherrscht der junge Mann fließend und füllt bei Arsenal daher auch die Rolle des Dolmetschers aus. So weihte er zum Beispiel den Spanier Cesc Fabregas in die Geheimnisse der englischen Sprache ein, als dieser im Alter von 16 Jahren zu den "Gunners" kam. Welchen Stellenwert Senderos in London mittlerweile erreicht hat, lässt sich ganz leicht an seiner Rückennummer ablesen. Er trägt die Nummer sechs, die zuvor Klublegende Tony Adams vorbehalten war.