Der Ball ist rund. An Sepp Herbergers Postulat in Sachen Spielgerät ändert auch der gestern vorgestellte "Europass" nichts. Der Ball, den Hersteller Adidas für die Euro 2008 aus den Forschungslaboren zauberte, verschärft es eher. Exakt 69 Zentimeter Durchmesser, ein Prozent Abweichung von perfekter Rundheit und eine Gewichtsschwankung zwischen 441 und 444 Gramm machen den "Europass" zumindest statistisch zum perfektesten Fußball aller Zeiten.

Teamgeist-Nachfolger. Zwei Jahre investierte Adidas in die Weiterentwicklung des "Teamgeist" genannten Balles, der bei der Weltmeisterschaft 2006 über deutschen Rasen rollte. Die große Änderung zum Vorgänger: Überzogen ist der Ball mit einer "PSC" titulierten Schicht, die für mehr Kraft, Effet und Kontrolle stehen soll. "Wie eine Gänsehaut" fühle sich der Kunststoffball an, beschrieb Österreichs Teamkapitän Andreas Ivanschitz den heimlichen Star der Euro.

Apropos Kunststoff: Bereits seit der Euro 2004 in Portugal werden ausschließlich geklebte Kunststoffbälle bei EM und WM verwendet. Zuvor rollte letztmalig bei der Weltmeisterschaft in Korea und Japan ein genähter Ball. Weil der aber bei feuchtem Rasen viel zu viel Wasser aufnahm und damit zur sprichwörtlichen "Wuchtel" wurde, waren seine Tage gezählt. Der aus 14 Panelen zusammengeklebte "Europass" könnte hingegen auch im Wasserball Karriere machen, nimmt er doch auch bei Regen nur maximal fünf Prozent Gewicht zu. Zur Sicherheit wird jeder Spielball in einen mit Wasser gefüllten Behälter gedrückt 250 Mal darin gedreht.

Harter Ankick. Weil in der Arbeitsplatzbeschreibung eines Balles aber vor allem "getreten werden" steht, zeigte Adidas unumgängliche Härte: Ein Roboterbein trat Versuchsbälle immer und immer wieder mit gleicher Geschwindigkeit und Winkel. Hochgeschwindigkeitskameras analysierten die Verformung des Balles beim Aufprall. Verformen darf sich der "Europass" nur kurzzeitig, immerhin warten pro Match etwa 2000 Tritte. Autsch.

Den Ball gibt´s auch in England. Hergestellt wird das Hightech- Spielgerät übrigens in Fernost: In Thailand errichtete Adidas speziell eine Produktionsstätte für die geklebten Bälle - und das mit wissenschaftlicher Begleitung: Die Universität Loughborough in England half bei der Entwicklung des Balles kräftig mit. Trost für die Insel-Ingenieure: Ab 4.12 ist der Original-Ball für wohlfeile 119,95 Euro auch in Nicht-Teilnehmerländern zu erstehen.