Grabesstimmung in der englischen Fußball-Welt. Nach der 2:3-Niederlage gegen Kroatien blasen die Fans im Königreich Trübsal. Das Populärblatt "Sun" gab die triste Atmosphäre kommentarlos in einem Bild auf der Titelseite wieder: Eine zertretene Fußballhülle mit dem englischen Wappen liegt in der Gosse. Die Schlagzeilen der seriösen Presse vermitteln dieselbe Botschaft. Wir wurden zum Gespött Europas! Der Sommer 2008 ist abgesagt, die Fans werden nicht nach Österreich gehen. Der "schwarze Mittwoch" des englischen Fußballs. Englands Team wird in der Finalrunde schwer vermisst.

Trainer entlassen. Zum ersten Mal seit 1994 muss das Mutterland des Fußballs einer Welt- oder Europameisterschaft fernbleiben. Die Weißhemden haben das Rettungsseil, das ihnen durch den Sieg Israels über die Russen geworfen worden war, nicht ergriffen; sie gingen auf heimischen Boden gegen Kroatien ein. Russland dagegen kam durch einen Sieg mit Herzklopfen über Andorra in die Endrunde.

Fehlschlag. Der Chef der englischen Fußball-Vereinigung (FA), Brian Barwick, musste sich "aus tiefstem Herzen" vor der Nation für das Ausscheiden entschuldigen. Im selben Atemzug entließ er Teamchef Steve McClaren aus. Dem trostlosen McClaren ("der schwärzeste Tag meines Lebens") wurde der Schwarze Peter zugesteckt. Der Fehlschlag, die Qualifikation für Euro zu erreichen, war der letzte Anlass. Mit durchschlagenden Erfolgen hatte sich McClaren ohnedies nicht schmücken können. Der mittelmäßige Trainer war im Sommer 2006 als Nachfolger von Sven-Goran Erikson in den Sattel gehoben worden, nachdem Brasiliens Königsmacher von 2002, Luiz Felipe Scolari, abgesagt hatte. Mehr als eine Übergangslösung ist McClaren nie gewesen.

Schlappe. Trotz großer Namen war mit dieser Mannschaft freilich kein großer Staat zu machen. Dabei verdient ein englischer Nationsspieler bei seinem Verein in einer Woche ungefähr das, was ein kroatischer Spitzenkicker in einem Jahr einstreicht. Kritiker sprechen nicht dem Trainer, sondern den Spielern die Schuld an der Schlappe zu. Offensichtlich legen sich die millionenschweren Stars Gerrard, Lampard, Campbell und Co bei ihren Klubs viel mehr ins Zeug als im Nationalteam.

Schleudersitz. Der Nachfolger für McClaren wird gesucht. Der FA bleibt bis März nächsten Jahres Zeit, den richtigen Mann zu finden. Die Buchmacher favorisieren José Mourinho, den erfolgreichsten Chelsea-Manager in der Geschichte, und Aston Villa-Trainer Martin O'Neill, dem beim letzten Wechsel McClaren vorgezogen worden war. Ob der extravagante Portugiese den Schleudersitz englischer Nationalcoach einnehmen will, ist zu bezweifeln.