Das Chaos kündigt sich mit einem kurzen heftigen Knacken an. Die Konstruktion, die Fans eigentlich den Weg auf den Oberrang der halb fertigen Klagenfurter Hypo Group Arena versperren sollte, gibt nach. Von allen Seiten strömen plötzlich die Massen herbei - jubelnd erklimmen sie die Tribünen. Erst als es schon viel zu spät ist, schreiten die Sicherheitskräfte ein. Da haben die Grazer Anhänger schon längst einen Stock höher ihre Transparente entrollt, von unten jubeln ihnen die Kollegen zu - die eilig herbeigerufenen Security-Mitarbeiter versuchen die Menge wieder nach unten zu scheuchen - keine Chance.

Viel zu viele Fans. Dass die Lage außer Kontrolle geraten könnte, hat sich schon zuvor angekündigt: "Viel zu viele Fans für viel zu wenig Platz im Gäste-Sektor. Außerdem hat es schon wieder Probleme mit den Drehkreuzen gegeben, die Fans haben eine unglaubliche Wut im Bauch - das könnte Ärger geben", sagt ein Polizist in Zivil. Eine Prophezeiung die sich kurz später bewahrheitet. Die Security-Beamten, die sich den Fans am Oberrang in den Weg stellen, werden in ein Handgemenge verwickelt: "Ich glaube unsere Leute werden da drinnen gerade zerlegt", sagt draußen einer, der mit besorgter Miene am Funkgerät lauscht. Drinnen rückt die Polizei auf den Oberrang vor - inklusive Helm und Körperschutz.

Taktik geht auf. Gleichzeitig laufen in der Einsatzzentrale der Klagenfurter Polizei die Drähte heiß: "Wir haben aus taktischen Gründen beschlossen, die Fans bis zur Pause auf dem Oberrang zu lassen", sagt Klagenfurts Stadtpolizeikommandant. Die Taktik geht auf: Als beim Stand von 0:0 die erste Halbzeit abgepfiffen wird, folgen die meisten Fans, die sich zuvor den Weg nach oben verschafft haben, dem Ruf der Natur - bis zum nächsten Bierstand.

Keine Verletzten. "Es ist eine Frechheit: Nur eine Kassa offen, Staus unten beim Einlass - wir haben das halbe Spiel verpasst und dann ist auch noch alles voll", sagt einer und wischt sich den Bierschaum vom Mund. Kuriosum: Eigentlich sei er gar kein Sturm-Fan, aber man habe sich eben kurzerhand solidarisch erklärt, als es daran ging, die gesperrte Tribüne zu erstürmen. Verletzt wird Gott sei Dank niemand - nur ein einziger Rettungseinsatz wird am Ende aktenkundig: Ein Sturm-Fan hat sich bei einem Sturz am Knie verletzt. Ganz legal, im Gäste-Sektor.