Als Kind wollte er Schauspieler werden. Am Anfang seines Berufslebens war er Eisenbahner, später Kräuter- und Gewürzexperte. In ferner Zukunft wäre er gerne Uno-Generalsekretär. Aktuell ist er aber der Chef der Euro 2008. Martin Kallen, ein reiselustiger Eidgenosse aus Frutigen im Berner Oberland, der kurioserweise zwei Jahre auf seine erste Dienstreise warten musste, der Heinz Rühmann verehrt und der in einer Machowelt lebt, im Interview mit der Kleinen Zeitung.

Einst waren Sie Produktmanager bei McCormick, dem weltweiten Markführer für Kräuter und Gewürze. Ist die Euro-Suppe bereits fertig, oder fehlt noch ein Kräutlein?
MARTIN KALLEN: Es fehlen noch ein paar Kräuter. Und das ist gut so, denn wären wir jetzt schon fertig, hätten wir bis zum Beginn der Euro nichts mehr zu tun und einige Zutaten würden vielleicht an Geschmack verlieren.

In Ihrem früheren Job brauchten Sie einen guten Riecher. Haben Sie den auch als Euro-Chef?
KALLEN: Ja, denn ich bin, oft zum Leidwesen der Mitarbeiter, meiner Zeit meist voraus. Ich denke jetzt schon, was nächstes Jahr sein wird. Und dann bin ich eben in den laufenden Operationen zu ungeduldig.

Ein echtes Schweizer Präzisions-Uhrwerk, das nie stehen bleibt?
KALLEN: Stillstand ist für mich ein Fremdwort.

Sie sind Chef einer "Firma", deren Mitarbeiterstand sich beinahe täglich ändert. Gibt's da keine Probleme?
KALLEN: Derzeit haben wir 130 Angestellte, bis Juni 2008 werden es 430 sein. Wir sind fast monatlich eine neue Firma. Das ist natürlich ein gewisser Unruheherd.

Und wie bekommt man den am besten in den Griff?
KALLEN: Miteinander sprechen. Die Mitarbeiter sollen lieber zehn Minuten gemeinsam in der Kantine einen Kaffee trinken und ein Problem besprechen und nicht irgendeine E-Mail schreiben.

Weil wir gerade bei Problemen sind: Was sagen Sie zur momentanen Verfassung der österreichischen Nationalmannschaft?
KALLEN (zögert): Wie soll ich sagen. (Pause) Ich hoffe immer noch auf eine Wende. Es ist ja nicht aller Tage Abend.

Wird's trotz aller österreichischen Troubles die beste Euro aller Zeiten?
KALLEN: Das ist unsere Zielsetzung. Und wir haben in allen Dingen, die wir bisher erledigt haben, schon jetzt ein höheres Niveau, als Portugal es bei der Endrunde 2004 hatte. Entscheidend sind freilich die letzten drei Wochen.