Herr Kuhn, ist das Spiel gegen den Euro-Partner Österreich ein Freundschaftsspiel oder doch mehr als das?
KÖBI KUHN: Sicher gibt es für uns vor der EM nur Freundschaftsspiele, aber für meine Spieler ist jedes davon auch ein Qualifikationsspiel. Jeder muss sich erst für den EM-Kader qualifizieren. Von 40 bleiben nur 22 übrig.

Und wie ernst nehmen Sie den Gegner Österreich?
KUHN: Sagen wir es so, bei unserem letzten Duell haben wir den Österreichern ein unfreiwilliges Geschenk gemacht. Das wollen wir jetzt gern zurück, so was darf nicht mehr passieren.

Das Team von Josef Hickersberger war zuletzt durch erschreckende Leistungen heftiger Kritik ausgesetzt. Womit rechnen Sie?
KUHN: Ich erwarte starke Österreicher. Es ist ja nicht so, dass sie keine jungen, talentierten Spieler hätten. Außerdem sind wir vom letzten Mal gewarnt. Wir wissen, was passieren kann, wenn man diese Mannschaft unterschätzt.

Wirklich, starke Österreicher?
KUHN: Warum nicht? Und außerdem sind wir auch keine Weltmeister. Die Schweiz ist nur ein kleines Land. Wir müssen auf unsere Tugenden setzen, wenn wir Erfolg haben wollen: Teamgeist und 90 Minuten voller Einsatz. Auch gegen Österreich. Man muss vor jedem Gegner Respekt zeigen und hundert Prozent geben, sonst gewinnt man heutzutage gegen niemanden mehr.

Und Ihre Mannschaft? Ist sie so stark, wie es der Sieg über die Niederlande vermuten lässt? Oder kommt das verlorene Spiel gegen Japan der Wahrheit näher?
KUHN: Sagen wir es so: Wir tun uns gegen starke Gegner fast leichter, weil die Erwartungen gering sind und der Druck fehlt. Gegen die Großen kann man nur gewinnen. Aber gegen gleich starke Gegner wird mehr verlangt, das macht es schwieriger. Schwächere Gegner gibt es eigentlich nicht mehr.

Josef Hickersberger meinte aber, dass die Schweiz objektiv stärker einzuschätzen sei als Österreich.
KUHN: Dass man sich vor solchen Spielen gegenseitig Komplimente macht, ist ja ganz klar. Aber ich habe meine Spieler gewarnt, sie dürfen nicht an den Sieg gegen die Niederlande oder das Remis gegen Argentinien denken.