Nicht zuletzt dank der desolaten Vorstellungen des Nationalteams ist die Kritik immer öfter zuhören, Österreichs Bundesliga-Klubs würden zu wenig auf den eigenen Nachwuchs setzen. Ein Vorwurf, den sich der SK Sturm aber sicher nicht mehr gefallen lassen muss.

Österreicher-Verein. Binnen Jahresfrist haben sich die Schwarz-Weißen schließlich von der "Söldner-Truppe" zum vorbildlichen Österreicher-Verein gewandelt. Waren in der Vorsaison noch elf Legionäre unter Vertrag, sind nach den Abgängen von Rabihou und Nzuzi mittlerweile noch ganze vier "Fremdarbeiter" in Graz verblieben. Dafür gibt es aber keine Mitläufer mehr - Muratovic, Lamotte und Shashiashvili sind Fixstarter, der junge Peric kommt eben erst von den eigenen Amateuren.

Nicht freiwillig. Dass diese Entwicklung nicht ausschließlich eine freiwillige war, gibt auch Sturm-Präsident Hans Rinner zu. "Klar, nach dem Zwangsausgleich musste etwas passieren. Viele mittelmäßige Legionäre haben mit hoch dotierten Verträgen das Budget belastet. Aber wir haben aus der Not auch eine Tugend gemacht."

Karriereplattform. Wobei Rinner immer vorhatte, aus Sturm einen "Ausbildungsverein, eine Karriereplattform für steirische Talente" zu machen. "Hätten wir Geld im Überfluss, wäre der Schnitt aber nicht so drastisch ausgefallen. Dann hätten wir wohl ein paar hochklassige Legionäre mehr", ist Rinner ehrlich und unterstreicht auch, dass nach der finanziellen Konsolidierung wieder punktuelle Verstärkungen geplant sind. "Trotzdem bleibt das Hauptziel, jedes Jahr eigene Junge einzubauen", so Rinner. Wobei der Transfer von Toptalenten a la Leitgeb oder Prödl als wirtschaftliches Standbein fix eingeplant ist.

Nicht einfach. Keine einfache Situation für Trainer Franco Foda. Der meint aber ganz trocken: "Das ist alles kein Problem, man muss nur wissen, welche Ziele man sich setzt. Bei uns fehlen zwei, drei erfahrene Spieler, um ganz vorne mitzuspielen. Aber so sieht eben momentan die Vereinslinie aus. Dafür können sich die Fans bei so vielen eigenen Jungen stärker mit der Mannschaft identifizieren. Und mit wenigen Ergänzungen sind wir wieder dabei."

Österreicher-Trend. Was noch auffällt: Fast die ganze Liga setzt verstärkt auf Österreicher. So wandelte sich etwa die Wiener Austria vom Schlusslicht zur Nummer drei, was die Zahl der eingesetzten heimischen Kicker betrifft. Ligaweit gesehen, waren im ersten Quartal der aktuellen Saison 64,2 Prozent der eingesetzten Spieler Österreicher - gegenüber 57,1 Prozent vor einem Jahr. Einzig Salzburg bleibt in dieser Wertung das schwarze Schaf (siehe Grafik unten).