"Milan schlittert immer tiefer in die Krise", titelten die italienischen Gazetten am Tag nach der blamablen 0:1-Niederlage gegen den FC Zürich - noch dazu vor eigenem Publikum. Und die Mailänder wurden am Mittwochabend in der Champions League gleich doppelt gedemütigt: Denn das Goldtor erzielten die Schweizer ausgerechnet mit der Ferse. Zürich-Kapitän Hannu Tihinen war nach einem Eckball in der 10. Minute mit finnischer Coolness zur Stelle. Milan war geschockt und konnte das Spiel trotz guter Chancen in der zweiten Hälfte nicht mehr drehen.

"Milan zum Weinen"

Kein Wunder, dass neben den "Tifosi" auch die italienischen Medien am Donnerstag dementsprechend hart mit den Rossoneri ins Gericht gingen: "Milan zum Weinen", schrieb der "Corriere dello Sport". "Was für eine Blamage!", titelte die "Gazzetta dello Sport". Während Mailand trauert, ist die Freude in der Schweiz freilich groß. Die eidgenössischen Medien überschlugen sich am Donnerstag mit Superlativen: Von "Sensation" und "Heldentat" ist nach dem überraschenden 1:0-Erfolg im San Siro die Rede.

Milans Club-Boss Slivio Berlusconi hat wohl bereits vor der Schlappe gegen Zürich Böses geahnt: "Dieses Milan ist ein Desaster. Ich leide mit den Fans", sagte Italiens Ministerpräsident vor dem Spiel in einem Zeitungsinterview. Grund des Zornes: Der italienische Erstligist hat seit 195 Minuten kein Tor erzielt und ist in der Serie A auf Platz elf zurückgefallen. Trainer Leonardo, der im Sommer den zu Chelsea abgewanderten Carlo Ancelotti abgelöst hat, ist bereits angezählt. Noch spricht man dem Brasilianer allerdings die Treue aus. Und auch Berlucsoni scheint weiter hinter seinem 1986 erworbenen Verein zu stehen: Erst am Donnerstag dementierte die Berlusconi-Gruppe Fininvest erneut Verkaufsgerüchte.