Die APA - Austria Presse Agentur traf den 20-jährigen Stürmer in seiner Wahl-Heimat am Comer See zum Interview. Marko Arnautovic über seine Karriereziele, seine Kritiker und die Rolle, die Geld in seinem Leben spielt

APA: Die Champions League beginnt mit dem Schlager gegen Barcelona. Sie wurden wegen Ihrer Verletzung nicht für die Gruppenphase nominiert. Enttäuscht?
Arnautovic: "Ich habe erwartet, dass ich nicht dabei bin. Ich habe die Vorbereitung nicht mitgemacht, ich habe kein offizielles Spiel bestritten. Nach einem Training hat mich Jose Mourinho gerufen und mir seine Entscheidung mitgeteilt. Im Jänner kann der Trainer fünf Spieler austauschen und dann bin ich dabei."

APA: Zlatan Ibrahimovic kommt mit Barcelona nach Mailand. Sie sind oft mit ihm verglichen worden, könnten nach seinem Abgang bei Inter in seine Fußstapfen treten. Sind das zu große Fußstapfen?
Arnautovic: "Ich weiß nicht, wo Zlatan mit 20 Jahren war. Er ist 27, ich habe noch nicht die Erfahrung wie er. Ich denke, es ist möglich, in seine Fußstapfen zu treten. Ich vergleiche mich nicht mit ihm - er ist ein Fußballspieler, ich bin ein Fußballspieler. Aber ich will mehr erreichen, als er erreicht hat."

APA: Selbstvertrauen war immer eine Ihrer Stärken. Was empfinden Sie, wenn Ihnen das Kritiker als Arroganz auslegen?
Arnautovic: "Im Fußball-Leben braucht man Kritiker, sonst hätte der Sport keinen Wert. Es stimmt, dass mich viele Leute als arrogant bezeichnen. Aber diese Leute kennen mich nicht. Wenn das jemand sagt, hat er noch nie in seinem Leben mit mir geredet. Dann soll er sagen, was er will. Aber wenn er mich kennt und das sagt - Respekt."

APA: Sie haben bei Inter einen Vertrag bis 2014. Was wollen Sie bis dahin erreicht haben?
Arnautovic: "Ich will alles erreichen, was man erreichen kann - den Pokal gewinnen, die Meisterschaft, die Champions League. Ich will mit Inter ganz hoch hinaufkommen. Was dann in fünf Jahren ist, darüber denke ich jetzt noch nicht nach."

APA: Was ist Ihr großes persönliches Karriereziel? Was möchten Sie einmal verkörpern?
Arnautovic: "Jeder Fußballer, der in einem Topverein spielt, will der beste Fußballer der Welt sein. Das will ich auch. Ich will alles erreichen, was man im Leben erreichen kann - individuell und auch mit der Mannschaft. Das ist mein Ziel."

APA: Inter ist im Angriff sehr gut besetzt. Werden Sie auch gegen Konkurrenten wie Eto'o, Milito oder Balotelli ihre Chance bekommen?
Arnautovic: "Ich bin in einer der besten Mannschaften der Welt. Darin gibt es eine große Konkurrenz - unter anderem einen Samuel Eto'o, von dem der Trainer sagt, dass er der beste Stürmer der Welt ist. Es wird ein harter Konkurrenzkampf, aber dafür spielt man Fußball. Ich liebe die Konkurrenz."

APA: Was macht Sie so zuversichtlich?
Arnautovic: "Es gibt keinen Spieler, der 48 oder 50 Spiele pro Saison spielen kann. Daher muss ich schauen, dass ich zu Spielen komme - zehn bis zwölf sind im ersten Jahr mein Ziel. Im zweiten sollten es dann viel, viel mehr sein. Ich glaube, bei diesem Trainer spielt der, der im Training die beste Leistung bringt."

APA: Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Jose Mourinho? Was hält er von Ihnen, wie geht er mit seinen Spielern um?
Arnautovic: "Mourinho ist ein Trainer, der seine Mannschaft liebt. Er ist wie ein Vater einer Familie. Er mag jeden von uns, er redet mit jedem. Es ist ein sehr gutes Training. Umsonst ist er nicht der bestverdienende Trainer der Welt. Er hat Qualitäten."

APA: Sie sind seit Sommer der teuerste österreichische Fußballer. Macht Sie das ein wenig stolz?
Arnautovic: "Es ist eine Ehre. Auch meine Familie macht es stolz, dass sie mich so weit gebracht haben. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass unser Fußball lebt. Auch andere junge Spieler, die jetzt im Nationalteam spielen, werden es weit schaffen."

APA: Sie haben Ihre Familie angesprochen. Wer hat Sie nach Italien begleitet?
Arnautovic: "Meine Vater, meine Mutter und mein Bruder. Es ist normal, dass die Familie mitgeht. Meine Mutter kocht, mein Vater kann mir ungefähr erklären, wie es im Leben läuft. Und mein Bruder Daniel arbeitet wie mein Manager. Das wird er in zwei, drei Jahren auch sein. Er ist überall dabei. Die Familie ist mir wichtig."

APA: In Italien ist jeder Inter-Spieler ein Star. Wie kommen Sie damit zurecht?
Arnautovic: "Es ist okay. Ich fühle mich nicht wie ein Star. Ich fühle mich, egal wo ich spielen sollte, egal wieviel ich verdiene, immer wie der, der ich bin. Ich werde mich nie ändern, nur weil ich bei einer so großen Mannschaft spiele. Ich bleibe immer der, der ich bin. Das ist auch besser so."

APA: Offensichtlich haben Sie es sich auch finanziell verbessert. Welche Rolle spielt Geld in Ihrem Leben?
Arnautovic: "Es ist normal, dass du bei einem großen Club sehr viel Geld verdienst. Am Anfang war es noch ein Traum, jetzt ist es Realität. Ich wohne hier auf dem Berg, schönes Haus, schöne Aussicht. Geld ist mehr als genügend da, davon träumen alle Menschen. Ich bin sehr zufrieden, es ist ein schönes Leben."

APA: Wenn Sie ein paar Jahre zurückdenken - zum Beispiel an den FAC in Wien. Haben Sie sich jemals so etwas vorstellen können?
Arnautovic: "Es waren Träume, ich habe aber nicht wirklich daran gedacht. Ich habe es einfach auf mich zukommen lassen. Es hat für mich nie etwas anderes gegeben als Fußball. Mein Ziel war es von klein auf, ich will der Beste und der Beste und der Beste sein. Schauen wir, ob dieser Traum in Erfüllung geht."