Das "Marakana" in Belgrad, erbaut in der Tito-Ära, Heimstätte von Roter Stern. Eine Betonschüssel mit Ostblockcharme, an der sichtlich der Zahn der Zeit nagt. Einst fasste das Stadion 100.000 Zuschauer, deshalb auch der Name, in Anlehnung an das legendäre "Maracana" in Rio.

Hexenkessel. Mittlerweile finden "nur" noch 55.000 Menschen im riesigen Oval Platz. Aber das reicht, um "Marakana" in einen Hexenkessel zu verwandeln. Und selbst diese Bezeichnung ist vermutlich noch untertrieben. "Marakana", das ist für Serbiens Gegner die Hölle. Österreichs Nationalmannschaft bekam das gestern zu spüren. Schon eine Stunde vor dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels herrschte ein Lärmpegel, der eine Unterhaltung mit dem Sitznachbarn fast unmöglich machte. Stakkato-artig droschen die serbischen Fans auf ihre mitgebrachten Plastikkeulen. Alles im Takt zu einer ohrenbetäubenden Musik aus den Lautsprechern. Und als Untermalung noch Böllerschüsse.

Pfeifkonzert. Als Österreichs Team zum Aufwärmen aufs Feld kam, gab's zur Begrüßung ein Pfeifkonzert, das Dezibelwerte erreichte, die jenen eines Eurofighters nahe kamen - da war das "Marakana" gerade einmal zur Hälfte gefüllt.

Patrotismus. Ja und selbst so mancher serbische Journalist verrichtete seine Arbeit im Serbientrikot, mit Serbien-Kapperl am Kopf oder gänzlich in die serbische Fahne gehüllt.

Eskalationen. Dann 30 Minuten vor dem Anpfiff die ersten Eskalationen. Österreichs mitgereiste Fans, ohnehin nur ein Häufchen, werden von serbischen Ultras mit bengalischen Feuern beschossen - unter dem Applaus des restlichen Stadions.

Erstmals brennt die Hölle. Erstmals hat man im weiten Rund des "Marakana" ein beklemmendes Gefühl. Und erstmals zeigen die Serben, die sich seit der Ankunft der Österreicher in Belgrad zwei Tage lang als perfekte, bemühte und freundliche Gastgeber präsentierten, ein anderes Gesicht - eine hasserfüllte Fratze.

Hand aufs Herz. Der Einmarsch der Mannschaften, er gleicht dem Einmarsch der Gladiatoren im alten Rom. Jetzt bebt das Marakana, längst gefüllt bis auf den letzten Platz. Österreichs Hymne geht im gellenden Pfeifkonzert unter, jene der Serben wird inbrünstig gesungen - Hand aufs Herz. Und ab dem 1:0 in der sechsten Minute hörte das Beben im "Marakana" nicht mehr auf - bis zum Schlusspfiff.