Viel schwieriger könnte die Aufgabe aber kaum sein. Die Serben gehen als souveräner Tabellenführer der Gruppe 7 in ihr Heimspiel im Belgrader Marakana-Stadion in Belgrad - und damit als klarer Favorit. Die Österreicher dagegen sind "krassester Außenseiter". Dessen ist sich auch Teamchef Dietmar Constantini bewusst.

Verletzungspech. Zu allem Überfluss muss Constantini auch noch einen Großteil seiner Stammformation verletzt vorgeben. Die Innenverteidigung etwa, die Anfang April gegen Rumänien ein 2:1 gehalten hatte, muss zur Gänze verändert werden. Kapitän Emanuel Pogatetz hatte bereits im Vorfeld wegen einer Knieverletzung absagen müssen, kurz vor dem Abflug gesellte sich auch Sebastian Prödl dazu. Der Bremen-Legionär laboriert an einem Magen-Darm-Virus.

Keine Tränen. "Eigentlich hätte ich die Aufstellung schon im Kopf gehabt", gestand Constantini. "Aber Nachweinen werde ich sicher nicht. Wir haben einen Kader, der gut genug ist, und einige Möglichkeiten." Wer neben dem ins Team zurückgekehrten Abwehrchef Martin Stranzl verteidigen werde, ließ der Teamchef allerdings offen. "Da werde ich noch eine Nacht darüber schlafen." Infrage kommen Manuel Ortlechner, Franz Schiemer und der erst 18-jährige Aleksandar Dragovic.

Wer steht im Tor? Ersatzkapitän Paul Scharner, der das Team anstelle von Pogatetz erstmals als Kapitän aufs Feld führen wird, will Constantini jedenfalls nicht aus dem defensiven Mittelfeld in die Abwehr zurückziehen. Offen ist auch die Tormannfrage. Michael Gspurning, der sich gegen Rumänien nach einem anfänglichen Fehler zu einem sicheren Rückhalt entwickelt hatte, scheint gegenüber Alexander Manninger die etwas besseren Karten zu haben.

Nicht "nur" verteidigen. Eine Defensivtaktik wie unter Constantinis Vorgänger Karel Brückner ist jedenfalls nicht zu erwarten. "Es wird zwar viel Defensivarbeit auf uns zukommen, ich bin kein Freund davon, hinten drinnen zu stehen", betonte der Neo-Teamchef. "Fehler am 16er werden zumeist mit Toren bestraft. Fehler im Mittelfeld können dagegen manchmal noch ausgebügelt werden." Gegen Serbien dürfe man sich aber sowieso so wenig wie möglich davon leisten.

Unbekümmertheit. Im "Hexenkessel" Marakana - lediglich 3.700 der 53.000 Karten waren Freitagmittag noch im freien Verkauf - setzt Constantini auch auf die Unbekümmertheit seiner jungen Spieler. "Es wird heiß. Aber junge Spieler sind in solchen Situationen oft gar nicht gestresster als ältere", meinte der Tiroler. Heiß wird es im wahrsten Sinne des Wortes. Tagsüber sind am Samstag in Belgrad 30 Grad vorausgesagt, zur Beginnzeit immer noch mehr als 25.

Prödl-Ausfall tut weh. Neben Prödl und Pogatetz stehen Constantini verletzungsbedingt auch György Garics, Christian Fuchs, Marko Arnautovic, Ekrem Dag und Christoph Leitgeb nicht zur Verfügung. Prödls Ausfall schmerzt allerdings besonders, hatte er doch die gesamte Woche im Training in Bad Tatzmannsdorf mit Stranzl die Innenverteidigung gebildet. Zudem wäre die Stärke des 21-Jährigen bei Standardsituationen - offensiv wie defensiv - gefragt gewesen.

"Jammern hilft nichts." "Darauf müssen wir uns jetzt einstellen", erklärte Stranzl. "Das ist eine ganz normale Sache." An vorderster Front dürften Marc Janko und Erwin Hoffer stürmen, dahinter soll Scharner das Mittelfeld dirigieren. Erklärtes Ziel ist ein Punkt, der die Hoffnung auf Südafrika 2010 am Leben erhalten würde. Der Kapitän schätzte die WM-Chance aber realistisch ein - als sehr minimal. "Das ist für unser junges Team jetzt auch nicht das Wichtigste", betonte Scharner. "Es geht um die Entwicklung."