1974, München: Deutschland vs. Holland 2:1

"Ich bekenne mich dazu: Meine erste WM, damals war ich 33, habe ich als glühender Holland-Fan miterlebt. Die Oranjes waren damals auch Favorit. Deshalb habe ich mich vor dem Finale auch mit orangen Dressen eingedeckt. Leider haben die Deutschen gewonnen – und die gekauften Dressen habe ich im Müllcontainer versenkt. Man kann ja nicht mit einem Verlierer-Dress nach Hause kommen..."

1978, Buenos Aires: Holland vs. Argentinien 1:3 n. V.

"Nur für die WM hat Ernst Happel damals als Trainer die Niederlande übernommen. Deshalb haben wir Österreicher natürlich alle zu Holland gehalten. Nach 90 Minuten stand es 1:1 und ich kann mich noch erinnern, dass ich Angst hatte, dass das Spiel Unentschieden endet. Damals gab es nämlich noch kein Elferschießen, sondern ein Wiederholungsspiel hätte die Entscheidung bringen müssen. Nur blöd, dass ich mit ein paar Kollegen schon eine längere Reise durch Südamerika geplant haben. Die wäre dann ins Wasser geefallen. Es war mir also beim Finale völlig egal, wer das Siegestor in der Verlängerung schießt, Hauptsache es trifft jemand. Zum Glück hat Argentinien noch mit 3:1 gewonnen. Von der Stimmung her ist es immer unglaublich, wenn das Gastgeberland gewinnt. Und der Urlaub war auch gesichert."

1982, Madrid: Italien vs. Deutschland 3:1

"Die WM 1982 ist berühmt geworden durch den legendären Nichtangriffspakt von Gijón. Ich habe mich damals maßlos darüber geärgert, dass Österreich nicht den Mumm hatte, Deutschland nach Hause zu schicken. Jeder spricht heute von Cordoba, dabei hätte Österreich 1982 eines draufsetzen. Das hat mich bei dieser WM am meisten beschäftigt. Ich habe damals auch offen gesagt: Ich schäme mich für Österreich und die Leute können ruhig den Fernseher ausschalten, es tut sich nichts mehr. Da hatten damals auch die ORF-Generäle nichts dagegen."

1986, Mexiko City: Argentinien vs. Deutschland 3:2

"1986 – das Jahr der berühmten "Hand Gottes". Im Stadion hat man gleich gesehen, dass Maradona bei seinem Tor die Hand zur Hilfe genommen hat. Diese WM hat mich berührt. Wenn du in Mexiko City zum Stadion gefahren bist, musstest du an kilometerlangen Slums vorbei. Millionen Menschen lebten dort und hielten Plakate in die Höhe mit der Aufschrift: "Wir wollen keine Tore, wir wollen leben!". Das war sehr bewegend. Was mir auch gut in Erinnerung geblieben ist: Das alte Olympiastadion hatte kein Dach. Und 33 Tage lang hat es wirklich jeden Tag am Nachmittag zur selben Zeit geregnet – für ca. eine Stunde. Für uns Reporter war das aber kein Problem, außerdem war's warmer Regen."

1990, Rom: Deutschland vs. Argentinien 1:0

"Dazu gibt's nicht allzu viel zu sagen: Das Finale in Rom war mager. Ein langweiliges Match – entschieden durch das Elfertor von Andi Brehme. Maradona war damals schon am absteigenden Ast. Eingebrannt haben sich bei mir eher die guten italienischen Teigwaren als die sportlichen Höhepunkte."

1994, Los Angeles: Italien vs. Brasilien 2:3 i.E.

"Dieses Finale war noch langweiliger als das in Italien. Es war das schwächste Finale, das ich in meiner Karriere übertragen habe. In 120 Minuten ist nichts passiert, dann ein grässliches Elferschießen – ein Finale zum Vergessen. Auch, weil ich zu Italien gehalten habe.
Aber das war halb so schlimm: Als Kalifornien-Fan wollte ich während der WM unbedingt dort stationiert sein – durfte ich schließlich auch. Im Endeffekt war die WM wie Urlaub. Ich habe alle kalifornischen Nationalparks besucht, Siegfried und Roy gesehen – und eigentlich bei mehr Baseballspielen live im Stadion zugeschaut als WM-Spiele kommentiert."

1998, Paris: Frankreich vs. Brasilien 3:0

"Die WM in Frankreich war der Beginn meiner 'Zug-Weltmeisterschaften'. Und zwar deshalb, weil ich erstmals mit dem TGV fahren konnte. 260 km/h - unglaublich, dass das damals schon möglich war. Sportlich gesehen bin ich bei der WM zu einem glühenden Frankreich-Fan geworden. Es ist immer wieder sehr faszinierend, was sich abspielt, wenn das Gastgeberland den WM-Titel feiert."

2002, Yokohama: Deutschland vs Brasilien 0:2

"Das Finale 2002 war geprägt von Oliver Kahns Patzer. Ronaldo hat sich damals freundlich bedankt - ein bisschen auch in meinem Namen. (Seeger schmunzelt) Was jedoch im Rahmen dieser WM für mich besonders beeindruckend war, war der schnellste Zug der Welt: der Shinkansen. Wir hatten unser Quartier in Tokio und mussten während der WM nie unsere Sachen packen. Jeder Spielort war mit dem Zug problemlos erreichbar. Ich kann mich noch genau erinnern: Am Freitag vor dem Finale bin ich kurz vor 9 Uhr mit dem Zug von Tokio nach Hiroshima gefahren. Nach rund drei Stunden war ich dort - trotz Fahrtstrecke von 830 Kilometer. Dort hatte ich nur eine Stunde Zeit, ließ ich mich von einem Taxler zum Friedensdenkmal führen und wieder zurück zum Bahnhof. Weiter ging's nach Kyoto, dort habe ich kurz den Kaiserpalast angeschaut. Und um 19:30 Uhr war ich schließlich wieder in Tokio."

2006, Berlin: Italien vs. Frankreich 5:3 i.E.

"In Deutschland schloss sich mit dem ICE meine persönliche Trilogie der 'Zug-WMs'. Dank der guten Zugverbindungen konnten wir die Reporter in vier regionale Gruppen unterteilen und so alle Spielorte in kürzester Zeit problemlos erreichen. Auch praktisch: Eine spontane Shoppingtour nach Hamburg war von Berlin aus an einem Tag kein Problem.
Im Finale in Berlin habe ich Italien die Daumen gedrückt - das ist ganz normal, man hält immer zu einer gewissen Mannschaft. Was für mich bis heute unverständlich war: das unrühmliche Ende von Zidane - der Kopfstoß gegen Materazzi. Dafür gibt's keine Rechtfertigung - egal, was auf dem Platz gesagt wurde. Zidane hat seine Karriere ramponiert und Frankreich um den Titel gebracht. Über den WM-Triumph Italiens habe ich mich gefreut, da ich schon immer ein Herz für die Italiener gehabt habe."