Der orange Faschingsumzug dauerte in Kapstadt bis lange nach Mitternacht. Das in der Schlussphase eher erzitterte als souverän ins Trockene gebrachte 3:2 über Außenseiter Uruguay hat die große Fangemeinde der Niederländer in Hochstimmung versetzt. Vor dem Green-Point-Stadion ging es zu wie beim Gschnas der Müllabfuhr - lustige Leute in orange-farbenen Overalls prägten das Straßenbild.

Angezogene Euphoriebremse

Bondscoach Bert van Marwijk jubelte wieder einmal mit angezogener Euphoriebremse. "Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, aber wir sind auf einem guten Weg." Grund, völlig auszuflippen, hatten die Niederländer am Dienstagabend vermutlich wirklich keinen. Ein Galaabend in Orange war ihre Vorstellung gegen den ersatzgeschwächten, aber bissigen Underdog Uruguay nicht gerade. Ein Tausendguldenschuss von Fast-Pensionist Giovanni van Bronckhorst, ein Fast-Abseits-Tor von Wesley Sneijder und der Köpfler von Fast-Glatzkopf Arjen Robben kickten Holland schließlich ins Finale.

Nach Uruguays spätem Anschlusstreffer löste sich die Pseudo-Dominanz der Niederländer in den Schlussminuten in Luft auf. Sneijder und Co. waren keine Fußballmannschaft mehr, sondern ein Panikorchester. "Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst wie am Ende des Spiels", sagte Rafael van der Vaart nach dem Schlusspfiff. Weltmeister sehen anders aus. "In der ersten Hälfte haben wir gesehen, was passiert, wenn wir die Ordnung verlieren", mahnte auch Mark van Bommel vor dem Endspiel zur Disziplin.

Den Finaleinzug haben dieser Mannschaft nicht einmal die Manager des eigenen Verbandes zugetraut. Die Reservierung im Hilton-Hotel von Johannesburg konnte mit Ach und Krach noch um eine Nacht verlängert werden. Am Mittwoch wurde schließlich ein neues Quartier gefunden. Die Mannschaft mag typisch deutsch kicken, die Funktionäre müssen die deutsche Gründlichkeit erst noch lernen.