Es gibt die normalen Fußball-Fans, dann gibt es die etwas durchgedrehten Fußball-Fans und schlussendlich gibt es auch die total verrückten Fußball-Fans. Letztere erkennt man in der Regel an ihrer orangefarbenen Kleidung. Was die Anhänger der niederländischen "Elftal" bei der WM in Südafrika aufführen, ist eine Art Karnevalsumzug der Kategorie "ultra-schräg". In Kapstadt, wo man gerne Fasching feiert, hat man die bunten Zugvögel aus Europa jedenfalls besonders lieb. Die Oranjes haben längst die Stadt erobert.

Die niederländische Botschaft in der Strand Street hat sich für die Weltmeisterschaft sogar ein eigenes "Make-up" zugelegt. Die Fassade zeigt ein Gemälde mit der Überschrift "Proud to be in South Africa". Die Niederlande sind allerdings schon lange vor dem Fußball am Kap der Guten Hoffnung gewesen. Jan van Riebeeck hat hier neulich - es war so um 1650 - eine Versorgungsstation für die niederländische Ostindien-Kompanie errichtet. Im Gegensatz zu damals ist das "Comeback" der Oranje Army heutzutage eine sehr friedliche und farbenprächtige Geschichte.

Viele Tiefschläge

Stolz, in Afrika zu sein, ist vor allem das Team der "Oranje Trophy". Die Karawane von 22 Autos hat sich Anfang April auf den Weg nach Kapstadt gemacht. Es gab zahlreiche technische Tiefschläge, einen tragischen Todesfall (ein niederländischer Fan ertrank in Malawi), aber die orange Kolonne hat es geschafft. Die meisten Fahrzeuge - nein, Wohnwagen ist keiner dabei - stehen derzeit auf einem Campingplatz in Paarl, rund eine Autostunde von Kapstadt entfernt. Das Spektrum reicht vom Opel Manta bis zum VW-Bus, vom 21-jährigen Studenten bis hin zum 80-jährigen Pensionisten. "Wenn es Leute wie uns nicht gäbe, könnte die FIFA zusperren", sagt einer. Und auch wenn die Oranjes äußerst lustige Leute sind, so sind sie doch auch ein bisschen nachtragend. Dass sich der Weltverband als Opfer seines Marketing-Kreuzzuges zu WM-Beginn ausgerechnet die niederländischen Beer-Babes aussuchen musste, hat man hier nämlich nicht vergessen.

Am Samstag wurde Kapstadt von rund 300.000 Fußball-Fans gestürmt, als Deutschland gegen Argentinien brillierte. Beim letzten WM-Spiel am Kap der Guten Hoffnung war der Zulauf ähnlich groß. Nur das Wetter spielte im Gegensatz zum Samstag nicht mit. Eine feucht-unfröhliche Kaltfront hat sich angesagt. Den Orangen war das freilich egal. Ihre Begeisterung ist nicht nur wasserdicht, sie ist auch extrem ansteckend.