KAPSTADT. Jeden hat er umarmt. Niemanden hat er als Versager beschimpft. Auch während des Spiels, das da vor ihm wie auf einer schiefen Ebene in die falsche Richtung kugelte, stand er versteinert auf der Kommando-Brücke, wie der Kapitän eines Schiffes, das gerade mit einem Eisberg kollidiert war und dem Untergang geweiht ist. Argentiniens Eisberg hieß Deutschland. Und Non-Playing-Captain Maradona bewahrte Haltung.

Bevor sich der Trainer von Schon-wieder-nicht-Weltmeister Argentinien den Journalisten stellte, badete er noch ausgiebig im Tränenmeer. Vor allem der kleine, großartige Fußballer Lionel Messi soll die argentinische Spielerkabine im Green Point Stadion von Kapstadt geflutet haben. Dass er wie früher Maradona seine Mannschaft zum Titel führen könnte, hat er zwar ohnehin immer wieder relativiert ("So ein Fußballer wie Maradona kann ich nie werden."), dass er aber ohne Treffer im Viertelfinale aus dem Turnier rausfliegen könnte, war weit weg von dem, was sich die Fußballwelt und Lionel Messi von Lionel Messi erwartet hatten.

"Er hat eine große WM gespielt, behauptet, er hätte es nicht verdient, Argentiniens Dress zu tragen, ist ein Dummkopf", verteidigte Maradona seinen unglücklichen Spielmacher. Der Trainer selbst hätte jemanden brauchen können, der ihn tröstet. Wie ein Häuflein Elend hockte er am Podium, den Blick meist zu Boden gesenkt, als würde er dort die Gründe für die Blamage gegen Deutschland suchen. Er fand keinen. "Das ist die härteste Niederlage meines Lebens - ein Tiefschlag", sagte er. Der Traum sei zu Ende. "Ich glaube, dass die Mannschaft eine große Zukunft vor sich hat." Dieses Zitat spricht für den Psychologen Maradona. "Wir haben nichts falsch gemacht." Das spricht gegen den Trainer Maradona, dessen taktisches Repertoire limitiert ist. Was wäre gewesen, hätte ein erfahrener Trainer Argentiniens Ausnahmefußballer betreut?

Diese Frage wird Diego Armando Maradona erspart. Er hat nach dem feinen Zwirn wieder den Trainingsanzug angezogen. Wie immer bei der WM trägt er zwei Armbanduhren. Auf der einen tickt die Ortszeit, auf der anderen die argentinische. Ab sofort braucht Diego nur noch eine Armbanduhr.