Sepp Blatter, geboren und aufgewachsen im kleinen Schweizer Alpenort Visp im Wallis, sozusagen die Unschuld vom Lande, schupft den FIFA-Laden mittlerweile seit 33 Jahren, 17 Jahre als Generalsekretär, 16 als General, also Präsident, und ist dabei doch stets ein ganz bescheidener Mensch geblieben: Am liebsten betritt und verlässt er die Stadien der Welt durch den Hintereingang. Als einziger Mensch der Welt winkt er nicht, wenn die Kamera ihn erwischt und auf der Stadionleinwand zeigt. Der Sepp muss nicht im Mittelpunkt stehen, auch wenn die Menschen vor lauter Freude, ihn zu sehen, jedes Mal ein Pfeifkonzert veranstalten.

Auch die FIFA-Funktionäre auf der ganzen Welt lieben Blatter, ob die aus Myanmar oder aus dem Benin, aus Burundi, Belize und Osttimor, sie wählen ihn Amtsperiode für Amtsperiode zu ihrem Präsidenten und am Handgelenk tragen sie alle wunderschöne Schweizer Uhren. Nur die Europäer kaufen sich ihre Uhren selber und rümpfen die Nase. Und die europäischen Medien natürlich, die mögen den Sepp auch nicht besonders. Immer wieder liest man über den Fußballweltverband als Synonym für ein mafiöses System, vom finanziellen Missmanagement und davon, dass Blatter von Schmiergeldern weiß und nichts unternimmt.

Unter dem Druck der Beweislast gab Blatter zu, von den Bestechungen gewusst zu haben, die er jedoch "Provisionszahlungen" nannte. Man könne "die Vergangenheit nicht mit den Maßstäben von heute messen", dies sei "Moraljustiz". Wer ihm nicht glaubt, ist ein "Rassist". So trug Blatter auch zur Umwortung aller Worte und Umwertung aller Werte bei. Aufforderungen aus Deutschland, er solle zurücktreten, beantwortete Blatter mit Andeutungen, auch bei der Vergabe der WM 2006 an Deutschland sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. Upps! Da schau her!

Niemand habe Brasilien gezwungen, zwölf Stadien nagelneu zu errichten oder aufwendig zu renovieren, sagt die FIFA. Schon wieder dieses Freudenpfeifkonzert. Sein Generalsekretär Jérôme Valcke ergänzt, in Diktaturen seien Megaevents leichter auszurichten als in Demokratien. Zum Beispiel Katar 2022: 10 Riesenstadien in einem Umkreis von 60 Kilometern, 64 Spiele bei 50°, wenn das keine Superidee (Bombengeschäft) ist. . . .

Am wichtigsten sind dem bescheidenen Blatter aber die Familie, die Freunde und die Heimat: Wie bereits in Südafrika ließ er den Stadionbau in Brasilien von Charles Botta überwachen, Ehemann seiner Bürochefin und FIFA-Direktorin Christine Salzmann-Botta, die wiederum Tochter seines Jugendfreunds Walter Salzmann ist und aus Visp im Wallis stammt. Ein Freund, ein guter Freund, ist das Schönste was es gibt auf der Welt. . . Für die Vermarktung von WM-Fernsehrechten verantwortlich ist die Firma von Philippe Blatter, dem Neffen des FIFA-Präsidenten und Familienmenschen. Rührend.

Blatter will nächstes Jahr in seine fünfte Amtszeit gewählt werden und sagt: "Ich bin bereit. Meine Mission ist noch nicht vorbei, zusammen werden wir die neue FIFA aufbauen". Na, dann. . .