Bei der WM in Brasilien sind längst harte Zeiten für die ehemaligen Titelträger angebrochen. Heute (18 Uhr, ORF eins) wird sich ein weiterer Ex-Weltmeister verabschieden, das Meeting zwischen Italien und Uruguay in Natal wird zum K.o.-Duell. Der Verlierer ist aus dem Rennen und damit haben die beiden Teams vor dem Turnier nicht gerechnet. Aber Costa Rica ist zu einem der dynamischsten Außenseiter avanciert. Ein Punkt jedoch würde den Italienern schon reichen.

Die Azzurri, die haben es sich für einen längeren Aufenthalt recht nett eingerichtet. Von Rio sind es rund eineinhalb Stunden mit dem Auto bis zur Bucht von Mangaratiba. Dort residieren die Italiener, denen man nicht zu Unrecht nachsagt, guten Geschmack zu haben. Hier wird trainiert, in einem Safariclub. Und wenige Kilometer weiter findet man die Casa Azzurri. Ein Schild kündigt an: "Willkommen - von Champions zu Champions." Schließlich residiert hier ein viermaliger Weltmeister. Im Land des Rekordchampions. Wie lange die Italiener noch bleiben dürfen, das ist allerdings nach nur zwei Spielen ungewiss.

In der Casa Azzurri gibt es nicht nur Espresso oder Prosciutto, hier werden auch die Medientermine abgewickelt. Die Nervosität ist vor der Abreise nach Natal deutlich spürbar. Das Spiel gegen England in Manaus ist schon längst wieder Geschichte, aber Costa Rica sitzt tief. Und jetzt dreht sich alles um Uruguay. Die italienischen Medien melden Zweifel an und die gewohnte Selbstsicherheit ist schlagartig verschwunden.

Kein müder Ritter

Das Spiel der Squadra war in den vergangenen Jahren geprägt von Andrea Pirlo. Mittlerweile ist der Routinier 35 Jahre alt. Nach der WM wird er seine internationale Karriere beenden, bei Juventus Turin hat er unlängst seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert. Und er hat sich sicher einen schöneren Abschied von der Nationalmannschaft verdient, als nun bereits nach der Vorrunde auszuscheiden.

Pirlo ist in Würde gealtert. Er ist ein Schweiger, ein Philosoph, er besitzt ein Weingut, er wirkt wie ein Mann, der als Fußballer kurz vor seiner Pensionierung steht. In seinem Gesicht sind Furchen zu erkennen, sogar Tränensäcke. Er hat den typischen Italiener verkörpert, heute macht er einen schon etwas erschöpften Eindruck. In der Hitze von Recife ist Pirlo jedenfalls verglüht. Mit einer auffallend schwachen Laufleistung. Aber oft genügt eben ein Zuspiel - und er wird wieder zum Liebling. Oder ein Freistoß. Zudem kann er mit Druck umgehen. Die Republik hat ihn zum Ritter und Offizier des Verdienstordens geschlagen.

Als müder Ritter will Pirlo jedoch nicht in Erinnerung bleiben. "Es ist aber Zeit, Platz für jüngere Spieler zu machen. Das ist ein ganz normaler Vorgang." Es muss jedoch nicht ausgerechnet schon nach dem Uruguay-Spiel in Natal sein.