Letztlich kamen sie in Rio noch vom Regen in die Traufe. Als die letzten Fans das Maracana-Stadion verließen, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Ein Symbolbild für das, was sich auf dem Rasen abgespielt hatte. Wer vor dieser WM gedacht hat, dass die Partie Spanien gegen Chile zur Endstation für den Weltmeister wird, der hätte vermutlich gutes Geld verdienen können. Vom Spielplan war es eine von vielen Vorrundenpartien in Brasilien, niemand wollte daran glauben, dass es zu einer Schicksalspartie werden sollte. Die Mannschaft, die in den vergangenen sechs Jahren den Weltfußball beherrscht hat, muss nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Das letzte Gruppenspiel spielt keine Rolle mehr, die spanische Mannschaft, die dem Fußball so viel gegeben hat, hat sich überholt.

Chancenlos

Das Urteil über die spanische Elf ist gesprochen, da helfen all die Poster, die im Teamquartier in Curitiba hängen, nichts mehr. Die EM 2008 und die Euro 2012 sind Erinnerung, ebenso die WM 2010. Ausgerechnet im mythischen Maracana war Endstation. Nur ein Sieg hätte ein vorzeitiges Aus verhindern können, aber gegen die wild und fest entschlossenen Chilenen war man letztlich chancenlos. Die Südamerikaner - rund 100.000 alleine in Rio - machten die Nacht zum Tag. Und freuen sich auf das Achtelfinale.

Helden von gestern

Das spanische Team hat sich überlebt, da konnte selbst der alte Trainerfuchs Vicente del Bosque nicht mehr gegensteuern. Er verteidigte seinen Stamm bis zum Schluss, er wechselte wenig, aber die alte Garde war nicht mehr in der Lage, an vergangene Leistungen anzuknüpfen. Sie hat ausgedient. Den Vorwurf, zu lange an die Helden von gestern zu glauben, den muss sich Vicente del Bosque, der Fußball-Weise, schon gefallen lassen. An Rücktritt denkt er (noch) nicht.

Der Titelverteidiger, der jetzt schon bei einer Tordifferenz von 1:7 hält (so viel wie bei den EM 2008 und 2012 und der WM 2010 zusammen), hat nur zwei Spiele gebraucht, um sich selbst zu entlarven. Der Karren war nicht mehr aus dem Dreck zu ziehen, die WM in Brasilien kann aber nicht als Betriebsunfall interpretiert werden. Der Untergang des Weltmeisters war letztlich keine Sensation, sondern nur eine Überraschung.

Tiki-Taka ist vorerst am Ende, verkörpert durch Barcelonas Xavi. Er ergreift die Flucht, er wechselt in die Wüste. Gegen Chile durfte er gar nicht mehr mitwirken. Auch das hatte Symbolwirkung, der Barcelona-Held von einst dankt in der Heimat ab. Der Stil der Katalanen hat sich totgelaufen. Der Teamchef hat es übersehen. "Wir werden mit unserem Stil siegen oder sterben." Es wurde zumindest ein Scheitern.