Ja, gut". Gelächter. Thomas Müller ließ sich von Pressechef Caio Coutinho nicht lange bitten, nach der Ehrung als "Man of the Match" allein am Podium Platz zu nehmen. Der dreifache Torschütze hätte sich ja protokollgemäß auch in die Mixed Zone verabschieden können. Aber das Auditorium war nun einmal mit der Weltpresse vollbesetzt, und Joachim Löw noch mit Fernsehinterviews beschäftigt. Also redete Thomas Müller (24), Kopfhörer auf den Ohren bei Übersetzungen, wenn die Fragen auf Englisch oder Portugiesisch gestellt wurden. Der Star das Spiels gab sich dabei wohltuend nüchtern trotz des WM-Traumstarts der deutschen Nationalmannschaft mit dem 4:0 gegen das Portugal des Cristiano Ronaldo.

Eigentlich hatten die Portugiesen den "Weltfußballer des Jahres" als "Man of the Match" erwartet. Das war vor dem Spiel. Aber nun kommt dieser Müller daher. "Wir haben gut angefangen. Das Spiel ist für uns auch gut gelaufen", schilderte Müller die Anfangsphase bis zum 2:0. Und kam, wie zuvor schon Portugals Trainer Paulo Bento, zur Erkenntnis: "Das war natürlich für uns ein Vorteil und für die Portugiesen ein schwieriges Unterfangen, bei diesen Temperaturen einem 0:2 hinterherzulaufen." Eine klare Meinung hatte Müller auch zur Frage, ob er den WM-Rekord Ronaldos von 15 Toren brechen könne? "Wir sind hier, um Weltmeister zu werden und nicht, um irgendwelche Rekorde zu schlagen."

Frustreaktion

Nicht nur an der üppigen Torausbeute, sondern auch an der hilfreichen Überzahl nach 37 Minuten war Müller maßgeblich beteiligt. Nach einem Rückhandschlag Pepes mit ausgestrecktem Arm war Müller zu Boden gegangen. Während der Niedergestreckte noch auf dem Rasen saß, beugte sich Portugals bester Abwehrmann zu ihm hinunter und versetzte ihm eine Kopfnuss - eine Frustreaktion.

Denn fünf Minuten zuvor hatte der Herrscher des portugiesischen Luftraums nach einer Ecke das Kopfballduell gegen Mats Hummels verloren. Das 0:2 hat sich Pepe selbst angelastet. Deswegen war er so wütend, drosch den Ball nochmals ins Netz. Deswegen rastete er gegen Müller aus. Der serbische Schiedsrichter Milorad Mazic konnte gar nicht anders, als nach der Roten Karte zu greifen.

"Ich wollte auf keinen Fall provozieren oder schinden", beteuerte Müller. "Ich habe den Schlag gespürt. Der war auch ganz klar. Was danach passierte, kann ich nicht mehr so genau sagen. Ich hoffe, es hat nicht blöd ausgesehen. Ich weiß auch nicht hundertprozentig, wie ich mich da aus der Affäre gezogen habe." Müller wusste nur eines: "Pepes Aktion war mehr als überflüssig." Ein Hitzekoller?

"Ja, es war brutal heiß", bestätigte Philipp Lahm. Den dennoch sicherlich beeindruckenden deutschen WM-Auftakt rückte Müller ins rechte Licht, mochte die Mittagssonne auch noch so grell scheinen. "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen", mahnte er die Euphorischen. "Wir dürfen jetzt nicht so tun, als wären wir als Übermannschaft aufgetreten, auch wenn wir sicherlich ein gutes Spiel gemacht haben. Der Spielverlauf kam uns zugute. Die Portugiesen hatten einen Mann weniger, was ihnen in dieser Hitze besonders zu schaffen machte. Beim nächsten Spiel fangen wir bei null an."

Müllers Programm

Die Rolle, Spielfreude und Torlust Müllers als eine Art Mittelstürmer haben Joachim Löws neu interpretiertes 4-3-3-System zum Erfolg geführt. Der Name Müller ist wieder Programm. "Thomas geht viele Wege, ist schwer zu greifen, schafft für die anderen Platz, ist ständig im Sechzehner präsent", schwärmt der Bundestrainer. "Thomas Müller", sagte Joachim Löw angetan, "wird nur von einem Gedanken getrieben: 'Wie kann ich ein Tor erzielen?" Wie einst Gerd Müller.