Was bedeutet es, als krasser Außenseiter zwei Mal in Folge ins Cupfinale gekommen zu sein?

GERALD BAUMGARTNER: Zwei Dinge: Man sieht, dass es sehr wohl möglich ist, mit einer Nicht-Bundesliga-Mannschaft ins Endspiel zu kommen. Aber es spricht nicht unbedingt für unsere Bundesliga, wenn das so passiert.

Wie ist es zu erklären, dass Sie als Trainer im Cup in 14 Spielen ungeschlagen geblieben sind?

BAUMGARTNER: Nun, wir haben das Problem, dass der Cup vielleicht nicht ganz so ernst genommen wird. Das sieht man ja auch an den Zuschauerzahlen. Für uns hat der Cup einen sehr hohen Stellenwert, und es war gut, aus dem Meisterschaftsalltag zu entfliehen. Wir haben es immer geschafft, eine gute Motivation aufzubauen und sind mit sehr guter Einstellung an die Sache herangegangen. Die Auslosung hat uns häufig sogenannte übermächtige Gegner beschert, und da war es schon interessant, sich auf die Besonderheiten einzustellen.

War diese Geringschätzung den Bundesliga-Teams anzumerken?

BAUMGARTNER: Ich denke, dass keine Mannschaft dabei war, die gerne verloren hat. Sturm Graz hat sich ja auch sehr gut vorbereitet, haben sie gesagt. Im Endeffekt waren wir besser eingestellt und haben verdient gewonnen.

Im vergangenen Jahr haben Sie mit Pasching, also einem Red-Bull-Ableger, Salzburg bezwungen. Jetzt stehen Sie außerhalb. Was bedeutet es, nicht mehr im Sold von Red Bull zu stehen?

BAUMGARTNER: Erstens handelt es sich um eine höhere Liga. Zweitens habe ich mir in St. Pölten meinen Kader nicht selber ausgesucht. In Pasching habe ich das zu 95 Prozent tun können. Die Mechanismen in meinem Fußballkonzept greifen aber auch bei St. Pölten, wie man sieht.

Wie sieht das Konzept aus?

BAUMGARTNER: Ich will meine Fußball-Philosophie installieren. Siegermentalität, hundertprozentige Einstellung zum Beruf. Und natürlich haben meine Mannschaften genug physische Fähigkeiten, um in einem Spiel auch mit hochwertigen Gegnern mitzuhalten.

Was unterscheidet Salzburg von der Mannschaft des Vorjahres?

BAUMGARTNER: Ihr System greift jetzt viel besser. Die Spieler verstehen sich unheimlich gut, das sieht man. Die Automatismen funktionieren wie im Schlaf. Und es gibt fast nur noch Siege.

Gibt es Parallelen zwischen der Salzburg-Spielweise und Ihren Vorstellungen?

BAUMGARTNER: Ja, es ist eine ähnliche Philosophie. Frühe Balleroberung, schnell umschalten, schnell den Abschluss suchen. Der Unterschied ist die viel höhere Qualität bei Salzburg.

Sie sollen bei Austria Wien im Gespräch sein. Was sagen Sie dazu?

BAUMGARTNER: Es gibt keinen Kontakt.

Das heißt, nach derzeitigem Stand bleiben Sie in St. Pölten?

BAUMGARTNER: Ja.

Sie kommen aus Oberndorf. Haben Sie schon in der Stille-Nacht-Kapelle für den Cup-Sieg gebetet?

BAUMGARTNER: Ich bin jedes Mal am Weihnachtstag dort, aber natürlich nicht wegen dem Cup. Das normale Leben ist manchmal viel härter als der Fußball.