Herr Rangnick, sind Sie vom Aufstieg ins Viertelfinale der Europa League überzeugt?

RALF RANGNICK: Ich bin optimistisch. Aber die Mannschaft muss ans oberste Limit gehen, denn der Gegner ist sehr stark. In Basel ist das nicht ganz gelungen. Aber nun müssen wir alles reinhauen, was wir haben. Dann werden auch Tore gelingen.

Die Mannschaft hat sich rasant weiterentwickelt. Wohin kann die Reise mit Salzburg gehen?

RANGNICK: Das kann ich jetzt nicht beantworten, denn wir haben das Basel-Spiel vor uns. Aber ein Aufstieg wäre wichtig für uns alle, auch wegen des Rankings in Europa. Mit einem Sieg könnten wir die Schweiz überholen und dann haben wir eine Chance, dass sich der österreichische Meister 2015 direkt für die Champions League qualifiziert.

Und der soll auch weiterhin Salzburg heißen?

RANGNICK: Davon kann ich nicht ausgehen. Wir holen nicht automatisch den Titel, das haben wir ja letztes Jahr gesehen.

Salzburgs Fortschritte sind ja vor allem auch ein Verdienst von Trainer Roger Schmidt. Wie sind Sie eigentlich auf ihn gestoßen?

RANGNICK: Es ist ja im Sommer 2012 alles sehr schnell gegangen. Innerhalb von zehn Tagen fielen die Entscheidungen, und das bei zwei Klubs. In Salzburg musste binnen drei Tagen ein neuer Trainer gefunden werden, weil keiner da war, und in Leipzig, weil unser Weg nicht der Weg von Peter Pacult war. Da lag der Altersschnitt der Mannschaft bei über 28 Jahren. Schmidt hätte ich schon vorher bei Schalke als geeigneten Kandidaten gesehen. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass er bei einem Fußballlehrer-Lehrgang einen starken Eindruck hinterlassen hat. Nach dem ersten Gespräch fand ich das bestätigt.

Das heißt, Sie kannten Schmidt vorher persönlich gar nicht?

RANGNICK: Nein. Aber ich glaube, dass wir hier einen der interessantesten Trainer in Europa haben. Und er entspricht auch dem Anforderungsprofil. Wir wollen den direkten Fußball vermitteln. Und er muss nachhaltig sein.

Wie finden Sie die Talente? Wie wurden Sie auf Spieler wie Mané oder Kampl aufmerksam?

RANGNICK: Das machen wir in Abstimmung mit unserer Scouting-Abteilung. Wir holen ausschließlich Spieler im Alter von 16 bis 23 Jahren. Wir suchen, finden und zeigen sie dem Cheftrainer. Dann fällt die Entscheidung.

Wie schwer wird es Salzburg fallen, die Besten zu halten?

RANGNICK: Wir müssen uns bewusst sein, dass Spieler wie Mané oder Kampl in zwei Jahren nicht mehr in Salzburg sein werden, wenn sie sich so weiterentwickeln. Schon letztes Jahr bekamen wir Anfragen, die in einem sehr hohen Millionenbereich lagen. Wir haben vielleicht eine Chance, sie noch ein Jahr zu halten. Aber irgendwann wollen sie in die Topligen Europas. Da geht es gar nicht ums Geld.

Red Bull Salzburg wurde lange Zeit als Kunstprodukt gesehen. Jetzt scheint sich das zu wandeln. Wie ist Ihre Wahrnehmung dazu?

RANGNICK: Da hat ein Umbruch stattgefunden. Wir wollen Spieler haben, bei denen die Motivation im sportlichen Bereich liegen muss. Das hat sich komplett geändert, es herrscht eine ganz andere Einstellung. Unser Fußball funktioniert nur über Begeisterung. Das ist Voraussetzung, um überhaupt spielen zu können. Auf Teambuilding wird sehr viel Wert gelegt. Ein Spieler darf nie das eigene Ego über die Mannschaft stellen. Da ist ein Wandel im Image die logische Folge.

Wie sehen Sie die österreichische Bundesliga?

RANGNICK: Man sieht an den Zuschauerzahlen, dass das Format der Zehnerliga kein attraktives Produkt ist.