Herr Moritzer, Ihr Verein Play Fair Code wurde zur Vorbeugung des Wettbetrugs gegründet. Welche Aktivitäten haben Sie schon gesetzt?

Severin Moritzer: Wir haben schon alle 20 Klubs der Bundesliga geschult, das sind immerhin 500 Profis. Der SV Grödig war Mitte September an der Reihe.

Sehen Sie da einen Zusammenhang mit dem Geständnis von Dominique Taboga?

Moritzer: Das lässt sich so nicht sagen. Aber ein Leidensdruck muss vorhanden gewesen sein. Irgendetwas muss das ausgelöst haben. Das sind auch genau jene Punkte, die wir bei unseren Schulungen ansprechen.

Was ist hier konkret gemeint?

Moritzer: Wir erklären die möglichen Bedrohungsszenarien für den Fall eines Erstkontakts. Sobald sich jemand auf etwas einlässt, wird er erpressbar. Das stellen wir anschaulich, auch an einem Fallbeispiel, dar. Das ist psychologisch gesehen ein ganz wichtiger Faktor.

Den Spielern wird also bewusst gemacht, mit welchen Konsequenzen sie zu rechnen haben. Welche Bereiche werden da von Ihnen noch angesprochen?

Moritzer: Wir gehen stark auf die möglichen Folgen ein. Für einen Fußballer gibt es, vor allem in noch jungen Jahren, kaum etwas Gravierenderes als eine Entlassung. Jemand, dem so etwas passiert, der muss davon ausgehen, dass er zumindest als Profi nicht mehr Fußball spielen wird. Das zeigen wir auf und das verstehen auch alle sehr gut.

Das heißt, das Präventionsmodell könnte dazu beitragen, Wettbetrugsversuche zumindest stark einzudämmen?

Moritzer: Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass unsere Botschaften ankommen. Aber gegen die kriminelle Energie einzelner Personen kann man natürlich nichts tun.

Es sollte aber nunmehr bei den Spielern das Bewusstsein geweckt worden sein? MORITZER: Im Grunde schon. Unser Prinzip ist, die Spieler dahin gehend zu schulen, einen Manipulationsversuch als solchen zu erkennen, ihm zu widerstehen und dann zu berichten. Wir haben seit 1. Juli eine Meldepflicht.

Die von Taboga angesprochenen Spieler haben trotzdem nichts gesagt. Drohen Konsequenzen?

Moritzer: Das weiß ich nicht.

Wie sehr können die nun bekannt gewordenen Manipulationsversuche dem Sport schaden?

Moritzer: Es geht um die Glaubwürdigkeit. Wenn der Grundsatz nicht mehr gilt, dass der Ausgang jedes Spiels ungewiss ist, werden wir alle ein großes Problem bekommen. Irgendwann werden die Fans davonlaufen, das allgemeine Interesse wird nachlassen. Der Fußball an sich wäre bedroht.