"Ich hätte nie geglaubt, dass dieser Rekord je eingeholt wird." Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge ist der Stolz anzusehen. Immerhin hat sein Verein mit dem 37. Spiel in Folge ohne Niederlage den Uralt-Rekord des Hamburger SV unter Trainer Ernst Happel verbessert. Und Rummenigge ergänzt: "36 Spiele schafft nie wieder eine Mannschaft in Deutschland. Aber man sieht: Unsere Mannschaft macht das Unmögliche möglich." Es ist die Fortsetzung eines unglaublichen Jahres, eines, "dass wir so noch nie erlebt haben. Und Bayern ist 113 Jahre alt. Aber dieser Rekord ist ha schon der 12., 13. oder 14. Rekord in diesem Jahr", sagt Rummenigge.

Auch abseits des Platzes kann er zufrieden sein. Und die Mitglieder des deutschen Rekordmeisters dürfen sich schon auf die Hauptversammlung in der kommenden Woche freuen. Dann, wenn die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres veröffentlicht werden. "Eines kann ich aber verraten: Es war ein Rekordjahr, was Umsatz und Gewinn betrifft", sagt Rummenigge schmunzelnd. Zusatz: "Aber wir sind auf bestem Weg, dieses Rekordjahr heuer schon wieder zu übertreffen." Die Marke von 400 Millionen Umsatz ist schon geknackt. Grenzen? Scheint es nicht zugeben. Im Gegenteil: Bayern arbeitet an einer Strategie, sowohl den nordamerikanischen ("Wir eröffnen ein Büro in New York") als auch den asiatischen Markt weiter zu beackern und zu erschließen und so nach dem Vorbild der Premier League neue Einnahmequellen zu erschließen.

Der Schlüssel zu diesem Erfolg ist für Rummenigge klar: "Das Stadion, in dem wir hier sitzen, die Allianz-Arena. Seit wir das haben, haben wir eine stabile Gewinnentwicklung." Eine, die es ermöglicht, sich eine "teure" Mannschaft zu halten. "Den Luxus leisten wir uns. Unsere Spieler verdienen gut. Nicht so viel wie bei Manchester City oder Paris Saint Germain, aber den Marktgegebenheiten muss sich auch Bayern stellen." Die Kunst des jetztigen Trainers Pep Guardiola und dessen Vorgänger Jupp Heynckes sei es, diese indidivuelle Klasse in eine Mannschaft zu integrieren. Rummenigge: "Alle arbeiten für die alten Attribute: "Alle für einen, einer für alle!"

Einer dieser Mannschaft ist David Alaba, ein beliebter Spieler. "Bei den Trikot-Verkäufen ist er unter den Top fünf, auch wenn das mitunter wechselt", sagt der ehemalige Top-Stürmer, "er ist ein Zugpferd." Und nicht der einzige Österreicher. Zuletzt erhielt Alessandro Schöpf einen Profivertrag, in den Mannschaften darunter gibt es einige Alaba-Landsleute. "Ich kann ihnen sagen: Österreich ist ein Markt, den wir intensiv beackern und scouten. Denn die Nachwuchsarbeit ist hervorragend." Und Rummenigge erzählt eine Anekdote: "Wir wollten ja, auch aus Marktgründen, einmal einen chinesischen Spieler. Und da schickte Uli Hoeneß die gesamte Scouting-Abteilung für sechs Wochen nach China, um einen zu finden, der es schaffen kann. Sie haben aber keinen gefunden."

David Alaba hingegen wurde gefunden. Und der ist nach dem 3:0 gegen Augsburg entspannt. "Auch wenn bei meiner Leistung noch Luft nach oben war", sagt er lächelnd. Er spricht über die Arbeit mit Pep Guardiola ("er macht mich laufend besser, oft mit Kleinigkeiten, die eine große Wirkung haben"), darüber, dass jeder nur ein Ziel hat in der Mannschaft: noch besser werden.

Der 21-Jährige erzählt aber auch, dass er sich durchaus den jungen Österreichern ein wenig angenommen hat, dass er etwa für Marco Friedl fast wie ein großer Bruder ist. "Er ist oft bei mir, stimmt", sagt er und erzählt von den Duellen auf der Playstation: "Die sind schon ganz gut, die Jungen", sagt er dann. Und er plaudert über die Duell mit den anderen Bayern-Spielern, vor allem gegen Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger, die die Rangliste anführen. "Aber ich bin auch nicht so schlecht", sagt er dann. Er erzählt über die Freundschaft zu Franck Ribery, über das Verständnis der beiden, dass sie zur vielleicht besten linken Seite der Fußball-Welt gemacht hat. Was er nicht sagt, sind die französischen Wörter, die er von Ribery gelernt hat, im Ausgleich für das "Bist du deppat", das der Franzose bei der Sportlerwahl hören ließ. "Aber die sag' ich lieber nicht, die Wörter, die er mich gelehrt hat", lacht Alaba. Und noch was bleibt offen: Wer einst mit Ribery im Münchener Nachtleben unterwegs war, als Alaba zu Bayern-Präsident Uli Hoeneß meinte: "Das muss ein anderer Schwarzer gewesen sein, Herr Präsident." Wer? "Das weiß ich noch immer nicht. Ich war es jedenfalls nicht", sagt Alaba mit großen Augen. Und dann lächelt er. Wie der ganze Klub im Moment.