Das Stadion in München hat sich schon geleert, als David Alaba die Loge hoch oben betritt. Im Vergleich zu seiner Vorstellung auf dem Platz beim 3:0-Sieg über Augsburg, der den Bayern den nächsten Rekord einbrachte, wirkt sein "Hallo" fast schüchtern. Der Rummel ist enorm, sogar die Dopingkontrolleure haben sich nach dem Spiel angemeldet. Alaba quittiert das mit einem Lächeln. So richtig viel spricht er noch nicht, er lässt lieber Taten sprechen. Und das so gut, dass er in einem "Zwischenranking" endgültig zur Nummer eins der Welt aufgestiegen ist. David Alaba, frischgebackener Sportler des Jahres in Österreich, ist mit gerade einmal 21 Jahren der wertvollste Linksverteidiger der Welt. "Ja", sagt er schmunzelnd, "ich weiß schon Bescheid über diesen Wert. Meine Jungs in Wien schicken mir das immer per WhatsApp!"

Unverkäuflich

Was er daraus macht? "Ich freu mich. Und dann versuche ich, am Boden zu bleiben, ich selbst zu bleiben. Jeden Tag weiter an mir zu arbeiten, damit ich vielleicht noch ein bisschen wertvoller werde." Dabei ist der Marktwert tatsächlich nur ein virtueller. Kurz vor dem Spiel gegen Augsburg. Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge hat in der selben Loge vor österreichischen Medien eines unmissverständlich festgehalten: "Einen Verkauf von David Alaba kann ich total ausschließen. Eine Vertragsverlängerung kann ich dagegen sehr in Aussicht stellen." Und das, obwohl der Vertrag noch bis 31. Juni 2015 läuft. "Aber wir haben ja ein gutes Verhältnis. Mit David, seinem Vater und seinen Beratern. Ich bin optimistisch, bald eine Lösung zu haben."

Die Bayern wissen, was sie an Alaba haben. "Er ist ein erstklassiger Vertreter ihres Landes, er ist der beste Botschafter, den man nach Deutschland hat schicken können", spart Rummenigge nicht mit Lob und legt noch nach: "Er hat heuer im Vergleich zu Vorsaison fußballerisch noch einmal zugelegt. Er hatte immer schon eine unglaubliche Offensivkraft, aber er ist auch defensiv besser geworden. Und er hat körperlich zugelegt. Und nicht zuletzt profitiert er von Pep Guardiola, der ihn nicht nur schätzt, sondern auch als Mensch mag."

Nicht nur der Trainer. "Alle lieben ihn", meinte Guardiola, "auch seine Mitspieler." Das Verhältnis der beiden gilt als besonders gut. Alaba ist quasi die bleibende Konstante in Guardiolas Aufstellung. Die Begründung: "Es gibt nicht viele, die zwei drei Mal in der Woche spielen und so eine Leistung abrufen. Ich bewundere seine Einstellung, er gibt immer 100 Prozent." Grenzen? Gibt es kaum. "Er ist doch erst 21 Jahre alt, er hat seine ganze Karriere noch vor sich." Vielleicht irgendwann auch auf einer anderen Position als der des linken Außenverteidigers, das weiß auch Rummenigge. "David will lieber im Mittelfeld spielen. Aber Mittelfeldspieler gibt es viele auch bei Bayern. Linke Verteidiger aber sind weltweit eine Rarität." Deshalb wird das "Juwel" Alaba gehegt und gepflegt, aber auch gefordert. "Er kann noch besser werden, weil jeder besser werden kann", meint Guardiola und gibt Beispiele: "Sein Defensivverhalten, sein Kopfballspiel, die Entscheidungen am Ball. Das ist eine Frage des Kopfes. Man muss immer 100 Prozent geben. Aber das tut er ja."

Und die Kraft? Geht die nie aus? "Schaut vielleicht so aus", sagt Alaba, "aber: Hin und wieder muss ich schon kräftig durchschnaufen". Und hin und wieder am Morgen muss er sich zwicken, um sicherzugehen, dass sein Traum wirklich Realität ist.

Ein Traum fehlt noch: Der, das Nationalteam zu einer Endrunde zu führen. Alaba soll das Team retten, im Alleingang. "Anfangs hatte ich Angst, dass man ihm zu viel Last aufbürdet", meint Rummenigge da. Und sagt dann: "Wenn einer diese Last aushält, dann er. Warum? "Weil er bei den Bayern spielt. Deshalb ist er es gewöhnt, unter Druck zu stehen. Immer siegen zu müssen, in jedem Spiel seine Leistung bringen zu müssen."