100 Millionen Euro fließen in diesem Sommer den Atlantik hinauf. Von Spanien nach England. Von Real Madrid zu Tottenham. Für einen Fußballer - den teuersten, den die Welt je zu bieten hatte: Gareth Bale. Der Waliser darf sich über einen "königlichen" Millionenregen freuen, der in den nächsten sechs Jahren auf ihn prasseln wird. Ein anderer auch: sein Vermittler.

Sobald die Saison schließt und sich das Transferfenster öffnet, beginnt das Spiel mit den Spielermanagern. Hinter den Kulissen ziehen sie die Fäden - im Schatten der Stars. Sie pokern, streuen Gerüchte, lassen sich öffentlich aber nur selten blicken. Einmal agieren sie mit hohem Pressing, ein anderes Mal mit gekonnter Mauertaktik. Bis ihre Klienten bei passenden Vereinen untergekommen sind. Zu bestmöglichen Konditionen, um am Ende des Tages auch selbst ein lukratives Geschäft gemacht zu haben. Von "Menschenhandel" und "Sklaverei" ist deshalb oft die Rede. So das wenig schmeichelhafte Image in der Öffentlichkeit.

"Wir haben leider keinen Bale in Österreich"

"Das ist mir egal. Das ärgert mich mittlerweile überhaupt nicht mehr. Vom Sklavenhandel sind wir sehr weit entfernt. Die Spieler verdienen gutes Geld, das darf man nicht vergessen", sagt Max Hagmayr. Das Spielervermitteln ist seit 1999 sein Brotberuf. "Ein sehr, sehr harter", wie der 56-Jährige sagt. 24-stündige Erreichbarkeit, tausende Kilometer im Auto, unzählige Verhandlungsrunden, hohe Kosten - so sieht der Alltag eines Spielervermittlers in der heißen Transferphase aus.

Dass das Geld für Spielermanager in Österreich ein leichtverdientes ist, darüber kann Hagmayr nur lachen: "Wir haben leider keinen Bale in Österreich." Hagmayrs Klienten sind die Hoffers, Beichlers oder Kavlaks dieses Landes. Alle Kicker bei Vereinen unterzubringen, werde von Jahr zu Jahr schwieriger: "Anders als im Vorjahr hatten wir heuer keinen einzigen Transfer, der einfach von der Hand gegangen ist. Man spürt die schwierige wirtschaftliche Lage der Vereine. Das Geld wird weniger statt mehr."

International spricht man von einer Provision von durchschnittlich zehn Prozent, die bei Vertragsabschluss an den Spielervermittler fließen. Berechnet wird diese, wie auch im ÖFB-Statut verankert, auf Basis des Jahresbrutto-Grundgehalts eines Spielers. Zusätzliche Zahlungen, wie zum Beispiel der Anteil an einer Ablösesumme, seien Verhandlungssache.

Jagd nach schwarzen Schafen

Zunehmend zu schaffen machen dem heimischen Fußball die schwarzen Schafe im Beratungsgeschäft, die am großen Geldkuchen mitnaschen wollen. "Die Zahl illegaler Spielervermittler nimmt in Österreich leider immer mehr zu", klagt Gernot Zirngast, Vorsitzender der Fußballer-Gewerkschaft (VdF). "Immer wieder lassen sich Klubs auf dreiste Vermittler ohne ÖFB-Lizenz ein und zahlen Provisionen, die eigentlich nur der Spieler als Auftraggeber zahlen müsste. Auch aus Angst, einen Wunschspieler sonst nicht zu bekommen."

Obwohl die ÖFB-Rechtspflegeordnung Geldbußen bis zu 250.000 Euro, Punkteabzüge und Sperren vorsieht (zur genauen Auflistung), scheint der Strafenkatalog im Kampf gegen illegale Spielervermittler für Spieler und Klubs keine ausreichend abschreckende Wirkung zu haben. Das Problem: Viele Fälle werden in der Praxis nicht sanktioniert, da sie beim ÖFB gar nie angezeigt werden. Die Folge: Das Statut verkommt zum zahnlosen Instrument.

"In der Bundesliga werden derzeit alle Verträge kontrolliert. Bestimmungswidrigkeit kann allerdings nur bestraft werden, wenn entsprechende Nachweise vorliegen", heißt es auf Anfrage der Kleinen Zeitung aus dem Büro der Bundesliga. "Bisher wurde leider äußerst lasch agiert - vor allem von den Vereinen, die viele Fälle unter den Tisch kehren", kritisiert Gernot Zirngast. "Vereine und Spieler müssen sich mehr hinterfragen", appelliert auch Spielervermittler Max Hagmayr.

Transparenz gefordert

Gemeinsam mit Spieler-, Klubs- und Vermittler-Vertretern will die Spieler-Gewerkschaft nun offensiver gegen illegale Spielervermittler vorgehen - mit Aufklärung, Kontrolle, Anzeigen und Transparenz. "Ein erster Schritt wäre, dass Spielervermittlungsgebühren in Zukunft von den Klubs veröffentlicht werden", fordert Gernot Zirngast.

"Wir können alles offen legen, aber ich frage mich, was das bringen soll? Dann will ich aber auch alle Einkünfte von Politikern sehen. Ich verstehe nicht, warum Spielervermittler nichts verdienen dürfen...", sagt Max Hagmayr etwas mürrisch. Um sich dann wieder an seine Arbeit zu machen. Denn am Montag endet sie, die Transferfrist. Und die Spielervermittler verschwinden langsam wieder von der Bildfläche - vorübergehend.