Das kommt davon: Wenn der schnellste Meister der deutschen Bundesliga-Geschichte den 23. Titel bereits erobert, noch bevor die Krokusse blühen und der Frühling erwacht, dann friert der Meistertrainer. Wie Jupp Heynckes (67) beim 1:0 des FC Bayern in Frankfurt gegen die Eintracht. "Ich bin schon einige Male als Spieler und Trainer Deutscher Meister geworden, aber es war noch nie so kalt wie heute", sagte der Meistertrainer, dessen Super-Starensemble sich bereits sechs Runden vor Saisonende mit einem Vorsprung von zwanzig Punkten vor dem desavouierten Titelverteidiger Dortmund zum Meister machte. Zum Meister, der aus der Kälte kam.

Jupp Heynckes dürfte es trotz zugiger vier Grad in Frankfurt dennoch recht warm ums Herz geworden sein, als mit einer spontanen Geste die Mannschaft ihren Trainer hochleben ließ und in die Höhe warf. Es war der Dank noch auf dem Platz an den Vater des Triumphes. Die Spieler ehrten ihren Maestro ganz persönlich. Die "Luftnummer" war Ausdruck der Beliebtheit und des Respekts, den der feinfühlige Psychologe und integere Charakter bei den Spielern genießt. Aber nur noch bis zum Saisonende.

Nun soll, so das Präsidentenwort Uli Hoeneß', der "Supersaison eine Supersupersaison folgen". Das kann für den sattsam an 23 deutsche Meisterschaften gewöhnten Patriarchen nur bedeuten: Nach zwölf Jahren ist es an der Zeit, wieder einmal die Champions League zu gewinnen. Vor einem Jahr war der FCB "dahoam" so nah dran. Es mag dieses bittere Erfahrung sein, die bei Uli Hoeneß noch nachwirkt vor dem Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch in Turin. Er freue sich jedoch extrem auf dieses Spiel und das große Ziel Champions League. "Aber ich spüre eine innere Nervosität." Die Mannschaft habe die ganze Saison über "souverän" gespielt. Die Meisterschaft aber sei nun abgehakt. Große Feiern seien "das denkbar falsche Signal", mahnte Hoeneß zu totaler Abstinenz.

Die Bayern-Harmonie

Jupp Heynckes gab einen Einblick, mit welch feinem psychologischen Gespür es ihm in dieser Saison gelungen sei, diese außergewöhnliche große Ansammlung von Stars zu einer verschworenen Gemeinschaft voller gegenseitigen Respekt zu harmonisieren. "Der frühe Moment ist auch deswegen außergewöhnlich ist, , weil wir in diesem Jahr ein außergewöhnliches Lizenzspieleraufgebot haben. Unabhänig davon, ob ich in dieser Saison drei, vier oder fünf Wechsel vorgenommen habe - man hat überhaupt nicht gemerkt, dass im Mannschaftsgefüge irgendetwas nicht rund lief. Diese Spieler haben genauso miteinander harmoniert und guten Fußball gespielt. Ich denke, dass dies ein Geheimnis der Bayern ist, warum die Mannschaft in dieser Saison so dominant ist und so außergewöhnlichen Fußball spielt." Fortsetzung folgt.