Schiri-Obmann: "Er darf nicht alles hören"

Der schreckliche Vorfall in den Niederlanden mit dem gewaltsamen Tod eines Linienrichters löst kollektives Entsetzen aus. Wie ist es um die Sicherheit der Schiedsrichter in Kärnten bestellt?

ALOIS OBWURZER: Zunächst einmal kann ich diese Vorkommnisse nur aufs Schärfste verurteilen. Dann aber muss ich sagen: Gott sei Dank leben wir in Österreich. Hier sind die Leute doch verhältnismäßig sehr besonnen.

Attacken gegen Schiedsrichter sind hierzulande also kein Thema?

OBWURZER: Mir ist nichts bekannt. In den bisherigen sechs Jahren meiner Amtszeit ist mir kein einziger derartiger Vorfall untergekommen.

Können Sie auch Drohungen ausschließen?

OBWURZER: Gehört habe ich jedenfalls nichts davon.

Aber die Unparteiischen sind doch ständig verbalen Angriffen ausgesetzt und auch vor Bierduschen nicht gefeit. Wie werden sie auf solche Situationen vorbereitet, um adäquat zu reagieren?

OBWURZER: Sie sind geschult und angewiesen, das Spiel sofort abzubrechen, wenn sie mit Bier übergossen oder zum Beispiel angespuckt werden.

Und wie gehen die Schiedsrichter mit Beschimpfungen um?

OBWURZER: Das muss einer schon aushalten. Er darf sich nicht provozieren lassen und nicht alles hören oder sehen, sonst wäre er fehl am Platz. Ein Schiedsrichter braucht schon ein bisschen eine dickere Haut.

Aber etliche Referees sind ja noch sehr jung und unerfahren. Ist das für alle verkraftbar?

OBWURZER: Das stimmt, mit 15 darf schon die Prüfung abgelegt werden. Die Neulinge pfeifen dann vorerst einige Jahre im Nachwuchs. Aber kürzlich hat es tatsächlich so einen Fall bei uns gegeben. Ein junger Mann, ein Student, ist bei seinem ersten Einsatz über die ganze Spielzeit in Anwesenheit seiner Eltern und seiner Freundin von den Zuschauern dermaßen beschimpft und ausgepfiffen worden, dass er nach der Partie gleich wieder aufgehört hat. Er hat gesagt, dass er das nicht verdient hat. Er wurde mit allen nur denkbaren Schimpfwörtern bedacht.

Werden Schiedsrichter eigentlich angemessen entschädigt?

OBWURZER: Bis zur Unterliga hinunter gibt es eine Pauschale für das ganze Team. Der Schiedsrichter bekommt die Hälfte, die andere wird unter den Assistenten aufgeteilt. Das System überlegen wir jetzt auch für die 1. und 2. Klasse. Da gibt es derzeit einen Fixbetrag plus Fahrtspesen.