Das Internet ist eine großartige Erfindung. Insbesondere für Freunde des gepflegten Pucksports. So können Woche für Woche die Erfolgsmeldungen um Marco Rossi verfolgt werden. In der Umgebung Ottawas hat der 18-Jährige, der 2018 sein Übersee-Abenteuer gestartet hatte, mit seinen Leistungen einen wahren Hype ausgelöst. Dass er früher oder später in der NHL spielen wird, gilt als unumstößliches Faktum. Für den bevorstehenden NHL-Draft, wo Mannschaften aus den besten Nachwuchsspielern wählen, wird er mittlerweile unter den Top-10 gehandelt.

In ihren Draft-Jahren kamen Thomas Vanek, Michael Grabner oder Andreas Nödl bei weitem nicht zu solchen statistischen Werten, wie sie Rossi erzielt. Während der Vorarlberger sich bereits kommendes Jahr in der NHL sieht, musste diese drei Österreicher noch mindestens eineinhalb Jahre auf ihren ersten NHL-Einsatz nach dem Draft warten. Doch die Zeiten haben sich geändert, auch die beste Eishockey-Liga der Welt wird jünger.

Herr Rossi, Sie haben bisher 56 Scorerpunkte in 24 Spielen mit den Ottawa 67's erzielt. In Videos sieht man, dass Sie durch die gegnerische Linien spazieren. Sind Sie so gut, oder die anderen so schlecht?
Marco Rossi: Ich denke, das täuscht ein wenig. Man sieht ja immer nur Spielausschnitte. Man muss schon viel in das Spiel investieren.

Besser könnte es nicht laufen oder?
Marco Rossi: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung. Die kleinere Eisfläche liegt mir. Natürlich will ich mich aber weiter verbessern. Es war die beste Entscheidung, bereits vor dem diesjährigen Draft-Jahr nach Kanada zu gehen (Rossi spielte bereits mit 16 Jahren in der zweiten Schweizer Liga, Anm.).

Stand das je zur Debatte?
Marco Rossi: Mein Trainer Andre Tourigny spielte eine wichtige Rolle, dass ich zu Ottawa 67's gegangen bin. Wir sprechen extrem oft. Er rät mir, mich nicht verrückt zu machen.

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Inwiefern?
Marco Rossi: Nach fast jedem Spiel interviewen mich Scouts von NHL-Mannschaften. Sie wollen einfach alles wissen.

Kennen Sie die Fragen schon auswendig?
Marco Rossi: Ich werde immer nach meinem Umfeld gefragt. Und natürlich bezüglich Eishockey. Wo ich mich spielen sehe.

Ihre Antwort?
Marco Rossi: Als Top-6-Stürmer in einem NHL-Team.

Solche Interviews führt derzeit auch Thimo Nickl vermehrt. In wenigen Wochen werden Sie ihn treffen. . .
Marco Rossi: Richtig. Wir wurden beide für das CHL-All-Star-Game nominiert. Ich war nach seinen Leistungen nicht überrascht, dass er dabei ist und freue mich schon sehr, ihn zu sehen. Vielleicht spielen ja wir im selben Team, die Auslosung erfolgt ja erst.

Schmerzt es, dass Sie nicht bei der U20-WM und dem überraschenden Aufstieg dabei waren?
Marco Rossi: Auf jeden Fall, aber ich habe mich mit den Jungs mitgefreut. Ich wollte ja nach Minsk, aber meine Agenten meinten, dass es besser wäre, in der OHL zu spielen. Und ich vertraue ihnen da zu 100 Prozent.

Wie stehen die Chancen, nächstes Jahr zu Weihnachten bei der U20-WM zu sehen?
Marco Rossi: Ich hoffe, nicht gut. Denn das würde ja bedeuten, dass ich in der NHL spielen darf. Dort gibt es dann keine Freigabe für das Nationalteam.

Wie realistisch ist es, dass Sie bereits 2020/21 Österreichs nächster NHL-Spieler werden?
Marco Rossi: Das kommt darauf an, wer mich auswählt. Wenn sich ein Team im Umbau befindet und junge Spieler zum Einsatz bringt, dann ist die Chance durchaus vorhanden. Bei Titelanwärtern eher nicht.

Ihr kongenialer Sturmkollege Tye Felhaber schoss sich im Vorjahr durch die Liga und signierte dann bei NHL-Klub Dallas. Er bekommt dort aber keinen Fuß in die Türe, spielt im Farmteam. Haben Sie Angst, dass es Ihnen ähnlich ergehen könnte?
Marco Rossi: Ganz und gar nicht. Es herrscht ein großer Unterschied zwischen uns. Ich hatte 2017/18 das Glück, Erfahrung im Erwachsenen-Eishockey sammeln zu dürfen. Damals spielte ich bereits gegen 30-Jährige.

Zu Weihnachten darf man Wünsche äußern: Ihr bevorzugtes Team?
Marco Rossi: Ich hatte nie eine Lieblingsteam. Es wäre schön, im warmen Florida zu landen. Der eiskalte Wind in Ottawa ist auf Dauer unangenehm.

Sie befinden sich in Vorarlberg auf Heimaturlaub. Was steht auf dem Programm?
Marco Rossi: Ich habe zwei, drei Tage Pause eingelegt. Mit Feldkirch durfte ich einige Male mittrainieren und am 25. geht es wieder retour.

Viele Augen sind auf Sie gerichtet, der Druck muss enorm sein. Macht das noch Spaß?
Marco Rossi: Na klar, und wie. Natürlich ist der NHL-Draft ständig im Hinterkopf, man wird ja täglich daran erinnert. Ich freue mich trotzdem extrem auf die nächsten Monate und will versuchen, Eishockey zu genießen. . .

. . .wenn Sie wiedereinmal durch die gegnerische Zone spazieren?
Marco Rossi: (lacht) Natürlich haben Sie mich auf dem Zettel. Sie spielen teilweise extrem hart auf mich. Meist versucht die gegnerische Top-Linie meine Linie zu neutralisieren. Aber auf dem Eis herrscht gegenseitiger Respekt. Sonst würde vieles nicht funktionieren.