Eine profunde Ausbildung ist wichtig. In der Schule wird der Grundstein fürs Leben gelegt. Sein eigenes Glück findet man jedoch außerhalb des Schulhofes. Oder irgendwo zwischen Montreal und Quebec, dem französisch-stämmigen Teil Kanadas. Eishockey ist dort, wie im gesamten Land, Religion. Exakt hier starten zwei Klagenfurter ihre Suche: Fabian Hochegger und Thimo Nickl. Letzterer hat vielleicht sogar tatsächlich die Chance, in der NHL zu landen.

Der erste Schritt in die Realität ist getan. Ihr schwungvoller Name? Drummondville Voltigeurs, das Team der beiden Eishockey-Talente. „Meine drei Jahre Schul-Französisch sind hier nutzlos. Ich habe zuerst kein Wort verstanden. Zum Glück ist die Kabinensprache Englisch“, so Nickl. Eine schwierige Ausgangslage für einen 17-Jährigen. Es folgten weitere Herausforderungen: Der Verteidiger, der beim KAC sein Handwerk erlernt hatte, musste binnen kürzester Zeit sein Eishockey neu erfinden. „Durch das kleinere Eis war plötzlich alles viel schneller. Und du wirst immer gecheckt. Immer.“ Die QMJHL (Quebec Major Junior Hockey League), wo Nickl und Hochegger mit ihren Voltigeurs aktiv sind, ist eine der drei Top-Nachwuchsligen in Kanada, neben WHL (Steffler) und OHL (Rossi, Maier). Die Stars von morgen werden u. a. hier auf die NHL, die beste Eishockey-Liga der Welt, vorbereitet.

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Das spürt man, berichtet Nickl. „Die Arbeitsmentalität ist ganz anders, als in Europa. Jeder will, jeder kämpft – bei jedem Training.“ Ob er Druck verspüre? „Man muss beweisen, dass man zu Recht anstelle eines Kanadiers spielt.“ Nickl hat schon bewiesen, dass er damit offenbar gut zurechtkommt.

Die Scouts interessiert vieles

Stolze 13 Scorerpunkte sammelte der junge Klagenfurter bisher (vier Tore, neun Assists). Und mit konstanten Leistungen wiederum schwindelte er sich in die diversen Notizblöcke von NHL-Scouts. „Ich hatte sogar bereits ein paar Interviews.“ Das kam etwas überraschend, gibt der Verteidiger zu. „Beim ersten Gespräch warnte mich der Co-Trainer vor. Es dreht sich in diesen Gesprächen ja nicht nur um Eishockey. Sie versuchen, dich einzuordnen. Mit Fragen zu den Lebensumständen, zur Familie, zur Herkunft und ein großer Teil handelt von Selbstreflexion. Auf einer Skala muss man sich benoten.“ Nickl sei sich bewusst gewesen, dass sein Draft-Jahr bevorsteht. „Aber dass die Scouts tatsächlich an mir interessiert sind – das hab ich mir nicht gedacht.“ Erst, als Columbus Blue Jackets, Tampa Bay Lightning, Toronto Maple Leafs, San Jose Sharks, LA Kings, Colorado Avalanche oder Montreal Canadiens angeklopft hatten.

Nickl lässt sich von diesem Trubel nicht beirren. „Ich versuche, das nicht überzubewerten. Die Saison ist noch lang“, meint er. Außerdem, so fügt er abgebrüht hinzu, müsse er sich noch weiterentwickeln. „Ich fühle mich zwar wie ein kanadischer Spieler, werde vermutlich aber bis Weihnachten benötigen, um da zu sein, wo ich fürs Erste hinwill.“ Das Heimweh blieb aus, die Gastfamilie ist nett, das Essen schmeckt. Nickl wollte im echten Eishockey-Leben Fuß fassen. Das ist ihm gelungen. In Nordamerika sieht er seine Zukunft, der Grundstein für die NHL ist gelegt.