Sie verfügen über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ist genug Zeit vergangen, dass der WM-Abstieg vergessen ist?

Roger Bader: Im Sport kann man es sich nicht leisten, in der Vergangenheit zu leben. Es wurde analysiert, Schlüsse gezogen. Wie 2018, als der Klassenerhalt geschafft wurde.

Was waren die Schlüsse?

Roger Bader: Wir haben Schwächen gezeigt. Im Bereich der Torhüterleistungen und im Abschlussverhalten. All das hat zu einem entscheidenden Penaltyschießen geführt – und dort gewinnt die glücklichere Mannschaft.

Eine These lautet: Der Abstieg gab den Ausschlag, dass sich die „Erste Bank“ aus dem Eishockey-Sponsoring zurückgezogen hatte.

Roger Bader: Das kann ich mir nicht vorstellen. So ein Unternehmen trifft keine Entscheidungen auf dünnem Eis. Österreich war ja immer wieder in der B-Gruppe. Wenn man so ein umfangreiches Sponsoring von diesem Erfolg abhängig macht, wäre das ja nicht glaubwürdig.

Im österreichischen Eishockey gönnen Ihnen manche den Misserfolg. Andere sehen Sie als Feindbild. Was fühlen Sie dabei?

Roger Bader: Persönlich wurde ich nie damit konfrontiert. Ein Teamchef hat immer Befürworter und Gegner, ganz klar. Ich erfahre aber mehr Zuspruch als Ablehnung und es gibt ja genügend Leute, die den Erfolg 2018 richtig einordnen konnten. So wie ich.

Und zwar?

Roger Bader: Ich bin Realist. Nach dem Aufstieg in Kiew habe ich gesagt: Vorsicht, wir sind keine A-Nation. Nach dem Erfolg in Kopenhagen habe ich gesagt: Vorsicht, wir sind noch immer keine A-Nation. Und ich habe vor der WM in Bratislava gewarnt, dass die fehlende Praxis der Torhüter das Damoklesschwert sein könnte.

War das der Grund für das Meeting mit Torhüter-Experten wie Markus Kerschbaumer, Reinhard Divis, Jürgen Penker und Bernd Brückler?

Roger Bader: Ich bin Fan von runden Tischen und es ist wichtig, Dinge zu starten. Es wurde drei Stunden diskutiert.

Das Resultat?

Roger Bader: Sofort-Maßnahmen und langfristige Visionen. Ziel ist es, mehr und bessere österreichische Torhüter zu produzieren. Eine Torhüter-Trainer-Ausbildung soll auf die Beine gestellt werden. Der erste Schritt ist ein Lehrgang und soll noch diese Saison starten.

Apropos Realist. Wie wahrscheinlich ist der Aufstieg 2020?

Roger Bader: Wir werden über ein starkes Team verfügen und ein gutes Turnier spielen. Das ist unser Ziel. Sollte es dabei bleiben, wird der Aufstieg sicher ein Thema sein.

Und jetzt beim Turnier in Lorenskog (NOR) lauten die Ziele?

Roger Bader: Ich sage immer dasselbe. Daher bin ich auch fassbar. Im November steht nicht die WM im Fokus. Es werden Spieler getestet. Neulinge wie Emilio Romig. Spieler, die lange nicht dabei gewesen sind, wie damals Patrick Spannring. Oder ganz Junge, die vielleicht in ein, zwei Jahren ein Thema werden.

Sie spielen gegen Dänemark und Norwegen. Was erwarten Sie?

Roger Bader: Es ist es für die Spieler die beste Gelegenheit, durchzustarten. Gegen zwei gestandene A-Nationen. Und Norwegen stellt fast das komplette WM-Team.