Wenn er für seine Verhältnisse hochdeutsch spricht, lächelt er. Als würde ihm seine Stimme selbst fremd sein. Sein "Schwyzerddütsch" bricht aber immer wieder durch. Andres Ambühl stammt aus dem Kanton Graubünden, genauer gesagt aus Davos. Er gilt als lebende Klub-Legende des dort ansässigen Schweizer Erstligisten und Tradtionsklubs. Nur kurz streifte er das Trikot von ZSC Zürich Lions über. Das war (von 2010 bis 2013). Nachdem der mittlerweile 35-Jährige aus Nordamerika zurückgekehrt ist. Diesen Faux-pas hat man ihm längst verziehen. Davor und danach gab es nur folgende Farben für ihn: Davoser gelb-blau und das griechische Kreuz auf rotem Grund - das Erkennungszeichen der Schweizer Nati.

Seine erste A-Weltmeisterschaft für die Eidgenossen bestritt er 2004. Zu diesem Zeitpunkt zogen die Schweizer bereits konsequent in das Viertelfinale ein. Sein jetziger Nati-Trainer Patrick Fischer saß damals ebenfalls in der Kabine, als Sturmkollege. Damals war er 21 und galt in der Schweiz ein wenig als Revoluzzer.

"Österreicher stehen Schweizern um nichts nach"

In all den Jahren sind ihm die Österreicher bei Weltmeisterschaften immer wieder begegnet. Die Entwicklung des rot-weiß-roten Eishockeys auf Nationalteam-Ebene in den vergangenen paar Jahren hat auch er gespürt. "Sie sind ein hart arbeitendes Team geworden und verfügen über viele gute Spieler", meint Ambühl in seiner ersten Reaktion. Dann präzisiert er: "Sie können schon gutes Eishockey spielen. Auf diesem Niveau sind Spiele immer eng." Die Entwicklung der Österreicher sehe er ja in Davos. Mit Julian Payr und Benjamin Baumgartner (19) stehen zwei heimische Akteure bei den Bündner unter Vertrag. "Die jungen Österreicher stehen den jungen Schweizern um nichts nach. Sie entwickeln sich besser als früher und haben höhere Ziele."

Wie er den Davoser Sturmkollegen Benjamin Baumgartner beurteile, der ausgerechnet am Dienstag gegen die Schweiz (20.15 Uhr) seine A-WM-Premiere feiern könnte. Zumindest deutete Teamchef Roger Bader, der am Montag zur Regneration nur Goalie- und Skillstraining unter Co-Trainer Alexander Mellitzer verordnete, das nach dem Russland-Spiel bereits an. "Mir gefällt wie hart er arbeitet und trotzdem besitzt er jenen Spielwitz, den viele in seinem Alter nicht haben." Woran der Fokus von Baumgartner hinsichtlich seiner Entwicklung liegen muss? "Er muss wie alle Jungen kräftiger werden. Aber er hat das Gespür für Eishockey und das zählt ja schon etwas."

Schweizer denken nicht an Viertelfinale

Mit den Schweizern legte Ambühl einen perfekten Turnierstart hin. Zwei Spiele (9:0 gegen Italien, 3:1 gegen Lettland), zwei Siege - und zwei Torvorlagen des Stürmers. "Das Turnier geht noch lange. Wir müssen uns im Verlauf noch steigern. Gegen Lettland war es ein zerfahrenes Spiel, wir haben aber die Geduld behalten und gewonnen." Mit einem Sieg gegen Österreich wäre es ein wichtiger Schritt für das Viertelfinale. "Darüber denken wir noch nicht. Gegen Lettland war es ein wichtiger Sieg gegen einen Konkurrenten."

Ambühl wirkte trotz der intensiven Partie gegen Lettland wenige Minuten nach dem Spiel frisch. Das Schweizer Portal "Watson" und sein legendärer Eishockey-Kolumnist Klaus Zaugg widmete dem Stürmer zuletzt folgende Zeilen: "Andres Ambühl: Der «ewige Stürmer» und Poster Boy aus dem «Heidi-Hockeyland» 100 Spiele an einer WM ist wie 100 Jahre leben. Andres Ambühl (35) bestreitet gegen Italien seinen 100. WM-Einsatz für die Schweiz. Er ist einer der Grössten aller Zeiten." Einem anderen Medium erzählte er Anekdoten aus all seinen WM-Auftritten.

Nimmermüde? Ambühl lächelt: "Solange ich aufgeboten werde, gehe ich zur Nati. Oder solange mir niemand sagt, dass ich aufhören soll."

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