In der Mixed Zone herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Bei Journalisten ist der Pulsschlag etwas erhöht, sie bangen um ihre Interviews und eine gute Geschichte. Für die Sportler hingegen ist es der letzte Teil ihres Arbeitstages. Und wie man das vom "normalen" Berufsleben kennt, sind manche Menschen da mit den Gedanken schon beim Feierabend. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die russischen Superstars diesen Weg in die Mixed Zone beschreiten. Pavel Datsjuk beispielsweise hat im Vorjahr öfters abgekürzt und ist direkt in die Kabine gestürmt. Alexander Owetschkin, Jewgeni Malkin und Ilja Kowaltschuk dieses Mal nicht.

Nach TV und Radio ist die schreibende Zunft an der Reihe. Interview-Anfragen an die "Sbornaja" nimmt übrigens ein gewisser Marat Safin entgegen, der zweifache Tennis-Grand Slam-Gewinner (US Open 2000, Australian Open 2005, 9 Wochen ATP-Nr. 1 2000) und Vertrauter von Präsident Wladimir Putin (saß im Parlament).

36 Sekunden mit Owetschkin

Owetschkin war aber schneller und war auf dem Weg in die Kabine: "Mr. Owetschkin, an Interview for Austrian Press please", lautete die Frage. Der Superstar hielt kurz inne, stoppte und drehte sich zur Seite. Die Uhr tickte.

Was sagen Sie zum ersten Auftritt bei der WM in Bratislava von Ihnen und Ihrer Mannschaft?

Alexander Owetschkin im OT: First Game always hard. You have to get use the ice, feel the partners. I think today was a really hard game, we got a win, that's a effort.

Ihr nächster Gegner ist Österreich. Was erwarten Sie, was wissen Sie darüber?

Alexander Owetschkin im Orginalton: Obviously not really. But we gonna watch the videos, gonna watch some highlights. And we will be prepared. Thank you.

Alexander Owetschkin in Originalton:

Zwei Fragen, zwei Antworten und keine Späße. Die Zeit des am I-Phone aufgezeichneten Sprachmemos zeigte 36 Sekunden an, als Owetschkin frohen Mutes davon stapfte. Ein Kollege bemühte sich das soeben erlebte einzuordnen: "Das war jetzt, als würde Cristiano Ronaldo für Österreicher stehen bleiben und ein Interview geben." Ergänzung: Es war wohl das erste Mal, dass Owetschkin für Österreicher gestoppt hat. Auf dem Eis ebenso wie abseits des Eises.

Und schließlich trat Marat Safin in Aktion und vermittelte den österreichischen Journalisten auch noch Russlands-Kapitän Ilja Kowaltschuk.

Der höfliche Russen-Kapitän

Ungleich länger, exakt 1 Minute und 49 Sekunden, gab der Stürmer der Los Angeles Kings Einblicke über den Start Russlands bei der WM. "Ich denke, es war ein guter Start. Wir waren aufgeregt und ein wenig nervös. Das Eis war ein bisschen zu weich, da muss man sich an die Bedingungen anpassen. Wir haben gewonnen, aber wir müssen uns noch steigern. Norwegen war ein harter Gegner."

Was er sich im Spiel gegen Österreich erwartet? "Ich hoffe, dass wir besser sind. Wir müssen uns steigern. Das nächste Spiel ist immer wichtig. Es sind viele Fans aus Russland hier, wir müssen daher gut spielen." Die Frage, ob das beste russische Team bei dieser WM zu sehen ist, beantwortet er souverän: "Ich habe schon für viele gute Mannschaften gespielt. Wir werden nach dem Turnier das Resultat sehen, wie gut es wirklich war."

Das ganze Interview zum Nachhören:

Nach der letzten Antwort blickte Kowaltschuk noch kurz auf, ob es eine weitere Frage gab, bedankte sich höflich und stapfte ebenfalls davon. Der Zauber des Spiels war vorbei, der Job erledigt.