Vor genau zehn Jahren fand das letzte Kärntner Play-off-Derby statt. Der Wunsch der heimischen Fans erneut ein Duell zwischen den Rotjacken und den Adlern zu erleben, ging heuer endlich in Erfüllung. Doch der oft zitierte Spruch „Derbys haben eigene Gesetze“ trifft diesmal nicht wirklich zu und wird in dieser Serie kein Faktor sein. Erstens, weil die Spiele ohne Zuschauer stattfinden müssen und zweitens, weil die Vorzeichen nicht unterschiedlicher sein könnten.

Der KAC zählt zu den stärksten Teams der Liga, hat sich verdientermaßen auch ein Champions-Hockey-League-Ticket gesichert. Im Vergleich zu den Villachern verfügt er definitiv über den besseren Goalie und über vier ausgeglichene Linien. Einzige Schwachstelle: Die Verteidigung. Mit den Ausfällen von Martin Schumnig und Paul Postma büßten die Klagenfurter quasi ein Drittel ihrer Hintermannschaft ein. Nicht nur defensiv, sondern auch im Spiel nach vorne waren die beiden ein wesentlicher Faktor. Gerade im Play-off sind die Special-Teams ein wichtiges Instrument, mit Postma verlor der KAC aber den Dreh- und Angelpunkt bei numerischer Überlegenheit.

Kraftakt für den VSV

Der VSV schaffte hingegen erst im letzten Abdruck die Qualifikation für das Viertelfinale. Seit etlichen Wochen ist Rob Daum aufgrund zahlreicher Verletzungen dazu gezwungen, mit drei Linien zu agieren. Im letzten Spiel gegen Dornbirn stellte er in der heiklen Schlussphase sogar auf zwei Linien um. Die körperlichen Auswirkungen waren bereits in den letzten Spielen der Zwischenrunde offensichtlich. Dazu kommt noch die Verletzung von Goalie Jakub Sedlacek. Sollten die Kräfte dennoch reichen, müssen die Villacher versuchen, Druck auf die jungen, unerfahrenen KAC-Verteidiger auszuüben und sie zu beschäftigen. Mit drei Linien allerdings ein schwieriges Unterfangen. Sich nur hinten reinzustellen und auf Konter zu lauern, wird die Spieler auf Dauer zermürben und ist vor allem auch eine Belastung für jene Cracks, die die Spiele eigentlich offensiv entscheiden sollten.

Die Blau-Weißen absolvierten ihre letzten zehn Spiele zwar bereits im Play-off-Modus, doch auch der KAC hat intensive Wochen hinter sich und wird sicher keine Zeit benötigen, sich auf Viertelfinal-Hockey einzustellen. Großer Vorteil der Matikainen-Truppe ist die enorme Play-off-Erfahrung des Großteils der Mannschaft. Die meisten Spieler standen bereits im Meisterjahr vor zwei Jahren auf dem Eis, wissen wie man Titel gewinnt. Das Selbstvertrauen nach einer bis jetzt erfolgreichen Saison und das Sieger-Gen werden den Rotjacken auch die Sicherheit in den entscheidenden Situationen geben und helfen diese für sich zu entscheiden. Matikainen hat seinem Team eine starke Mentalität eingeimpft, auf die es vertrauen kann. Sie müssen keine Risiken eingehen, um Spiel zu gewinnen. Auch weil der Kader aufgrund des AHL-Teams jederzeit aufgestockt werden kann.

Klare Angelegenheit für die Roten

Ab dem dritten oder vierten Spiel der Serie wird es für die Draustädter immer schwieriger werden die druckvolle Spielweise der Rotjacken zu unterbinden bzw. ihr standzuhalten. Ich traue den Villacher Adlern einen Sieg in einem der ersten zwei Duellen zu, doch die extreme körperliche Belastung wird den Adlern, je länger die Best-of-Seven-Serie dauert, zum Verhängnis werden. Der KAC sollte mit 4:1-Siegen ins Halbfinale aufsteigen.