Es gab schon Zeiten, als KAC-Aufkleber von Autos verschwunden waren. Oder das Rotjacken-Trikot erst unmittelbar vor dem Halleneingang übergestreift wurde. In dieser Saison sind die Klagenfurter und alle auswärtigen Fans stolz auf ihre Farben. Kein Wunder, erstmals seit über sieben Jahren lachte der KAC zwischenzeitlich von der EBEL-Tabellenspitze. Er verzückte sein Publikum mit heroischen Siegen. Eine beständige Welle der Euphorie schwappt durch das rot-weiße Lager. Auch, weil die Mannschaft eine konstante Entwicklung erahnen lässt. Und diese führt wiederum zu einem ruhigen Umfeld. Etwas, das es besonders zur Weihnachtszeit schon lange nicht beim KAC gegeben hat.

Abseits des Sportlichen haben die Verantwortlichen in der Planung Cleverness und Weitsicht bewiesen. General Manager Oliver Pilloni und Sportmanager Johannes Reichel strahlen bei allen Entscheidungen Souveränität aus. Reichel genießt in der Mannschaft viel Ansehen. Auch wegen seiner eher defensiven Haltung: „Ich fühle mich als kleiner Teil von etwas Erfolgreichem.“ Der Trainerstab um Petri Matikainen erhält das nötige Vertrauen und Entscheidungshoheit. In der Kabine wird mit finnischer Härte regiert, ohne den Draht zum Team zu verlieren. Imports wie heimische Spieler schätzen ihn trotz seiner harten Gangart: „Man weiß immer, woran man bei ihm ist“, lautet der Tenor.

Tolle Legionäre

Nach langer Zeit wurde heuer erkannt, dass nur Top-Legionäre eine adäquate Basis schaffen. Wie etwa Torhüter Lars Haugen (16:4-Siege), Verteidiger Adam Comrie (23 Punkte, +12) und vor allem der ligaweit herausragende Stürmer Nick Petersen (15 Tore, 24 Assists, +17). Sie sind sicher die stärksten Neuverpflichtungen seit vielen Jahren. Neben Genie Petersen blüht auch Thomas Koch neu auf. Das Powerplay, jahrelang ein Armutszeugnis, gilt wieder als richtige Waffe (27,2 Prozent Trefferquote). Und warum der KAC so viele knappe Partien gewinnen konnte, lag, wie man im Eishockey weiß, an einer teilweise überragenden vierten Formation.

Einige Personalien sind kritischer zu sehen: „Rapper“ und Stürmer Siim Liivik wirkt manchmal, als trage er ein Mikrofon anstelle seines Stocks. Und mit welcher Berechtigung Matt Neal im Powerplay spielen darf, erschließt sich nicht ganz. Kämpferherz Patrick Harand musste als überzähliger Angreifer ein Reservisten-Dasein fristen. Brisanz wird dieser Konkurrenzkampf spätestens Mitte Februar erfahren, wenn Kapitän Manuel Geier zurückkehrt. Ob dann Matikainen verziehen wird, sollte er, trotz gleicher Leistung, auf Imports setzen?

Solange die Rotjacken gewinnen, werden solche Themen nicht schlagend. Schon gar nicht auf den Tribünen, wo die heimlichen Trainer zustimmend nicken. Und damit ihr KAC-Logo auch auf der Straße draußen stolz präsentieren.