Was schmerzt gerade schlimmer: das Ausscheiden gegen Linz oder das Karriereende?
Daniel Oberkofler: Das Ausscheiden war bitter, aber mit diesem Kader war es vorherzusehen, dass es in dieser Runde oder der nächsten passiert. Aber der Abschied schmerzt.

Sie hatten es angekündigt, darüber gesprochen. Ist es dennoch hart?
Nach dem Spiel war es das nicht. Da war ich gut vorbereitet, aber am Tag danach, wenn ich alleine bin, ist es anders. Da kommen mir schon die Tränen. Auf so etwas kann man sich dann auch nicht vorbereiten und das ist auch okay so.

Sie waren auf das Ende vorbereitet?
Ich wollte nie in die Situation kommen, noch spielen zu wollen, aber keinen Vertrag mehr zu bekommen. Ich wollte selbstbestimmt aufhören. Das war immer der Plan. Ich hatte in meiner Karriere eine Schulterverletzung und eine ganz schwere Sprunggelenksverletzung. Aber in den letzten zwei Jahren hat mich die Hüfte geplagt. Da wache ich oft auf und sie macht Probleme. Ich hoffe, dass es besser wird. Auf dem Eis konnte ich mich nicht mehr so bewegen.

Ist das Ende der Karriere den Verletzungen geschuldet, oder doch der Emotion?
Die vergangenen Jahre waren vom Körper her sehr hart und da verliert man irgendwann die Lust. Es kommt eben viel zusammen. Ich habe einfach gemerkt, dass es nicht mehr so geht, wie ich es will.

Mussten Sie lange überlegen?
Es war relativ früh in der Saison, da habe ich zu meiner Verlobten gesagt: Ich glaube, heuer ist es vorbei. Ich habe es gleich einmal gemerkt.

Haben Sie darüber mit jemandem gesprochen?
Mit meinen Eltern, meiner Verlobten und Kevin Moderer. Sonst mit niemandem.

Eishockey ist ein harter Sport, muss man da viel mit sich selbst ausmachen?
Auf alle Fälle. Ich hatte oft Probleme und Verletzungen, von denen niemand etwas wusste. Davon wollte ich nichts erzählen, niemandem. Das waren manchmal schwierige Momente, aber es war eine sehr gute Zeit.

Kann man aus so vielen Jahren Höhepunkte herauspicken?
Der Meistertitel, die Olympischen Spiele und das Halbfinale gegen den KAC waren für Grazer Verhältnisse schon der Wahnsinn. Das 0:4 war dann unverdient, es war eine Mannschaft mit Meisterpotenzial.

Sie spielten nur für Linz und Graz. Weil sie eine treue Seele sind oder weil es gepasst hat?
Beides. Wenn man sich wohlfühlt, dann bleibt man. Ich weiß gar nicht, ob ich von Linz weggegangen wäre, aber ich habe mich damals mit Doug Mason zusammengesetzt und er hat mich mit seiner Persönlichkeit überzeugt.

Haben Sie das je bereut?
Nie. Für mich war das ein super Schritt. Es war auch die Zeit, nachdem ich Irina kennengelernt hatte, und es hat einfach alles gepasst. Sie war hier und ich wolle auch wieder nach Hause.

Es kommt ein neues Kapitel. Was nehmen Sie da vom Sport mit?
Den Spaß. Was man in einer Kabine erlebt, das gibt es so in der Arbeitswelt nicht – das habe ich schon von vielen gehört. Es wird sicher ernster zugehen, was vollkommen okay ist, und es fängt der Arbeitstag halt jetzt ein bisschen früher an.

Ist ein geregelter Job für einen Sportler vorstellbar?
Lange konnte ich es nicht, aber alle meine Freunde machen es auch. Ich bin heuer einmal lange gesessen und habe gegrübelt, was alle meine Freunde so machen. Die gehen alle ganz normal arbeiten. Und ich will das auch.

Kennen Sie Cracks, die den Abschied nicht geschafft haben?  
Es gibt viele, die es nicht geschafft haben. Ich habe zu meiner Freundin gesagt: Ich freue mich auf die Arbeitswelt.

Der Reiz des Neuen?
Es ist auch eine Herausforderung, die mir gefällt. Es ist ein bisschen so, wie zu einem neuen Verein zu gehen.

Wohin geht der Transfer?
Ich starte bei der Sozialversicherung für Selbstständige.

Was wird am meisten fehlen?
Das Spielen selbst. Obwohl: wahrscheinlich doch die Kabine. Spielen könnte ich ja noch.

Wollen Sie das?
Zum Spaß, wenn es vom Körper her geht.

Wissen Sie noch, warum Sie begonnen hatten mit dem Hockey?
Mein Vater hat mich mitgenommen zu den "Elefanten" und dann wollte ich es auch machen.

Als Kind hat man eine Vorstellung, einen Traum, wie es dann laufen könnte. Ist es so gekommen?
Ja. Natürlich träumt man immer von Größerem, aber die NHL zum Beispiel war nie mein Ziel. Meines war es, so zu spielen, wie die "Elefanten" in Liebenau.

Das ist Ihnen gelungen?
Das kann man so sagen. Ich bin schon auch stolz auf mich.

Fällt es einem Profisportler schwer, stolz auf sich zu sein?  
Ich denke nicht. Das kommt auch von den Eltern und die sind stolz auf mich.

Werden Sie als Zuseher in die Halle gehen?
Da lasse ich mich überraschen. Jetzt brauche ich einmal einen Abstand – ich habe es zu lange gemacht.

Es bleibt nun mehr Zeit für das Fußballstadion. Sie sind ein bekennender Sturm-Fan. Warum nicht GAK?
Mein Papa hat früher für Sturm gespielt und so gab es für mich nur Sturm. Das wird immer meine Leidenschaft sein.

War es keine Idee, Fußballer zu werden?
Bis zu meinem 16. Lebensjahr war es eine Option und dann habe ich gemerkt, dass ich im Eishockey mehr Talent hatte.