Bozen dominiert, Bozen polarisiert. Heute sind die Füchse im Bunker zu Gast und mit den Südtirolern kommt ein Meisterfavorit. Das sieht auch 99ers-Trainer Doug Mason so. "Sie sind sehr diszipliniert und haben sehr viel Geduld. Sie spielen klassisches kanadisches Eishockey." Kein Wunder, das Ahorn dominiert – zumindest wenn man sich die Liste der Geburtsorte ansieht. Demnach wären die Italiener eigentlich in der Punkteregelung jenseits von Gut und Böse. Doch Doppelstaatsbürgerschaften reduzieren gewaltig. "In Toronto gibt es an jeder Ecke einen Italo-Kanadier, der Eishockey spielen kann. Die sind sehr einfach zu finden. Wenn wir einen Austro-Kanadier suchen, wird es wesentlich schwieriger."

Schwierig war in dieser Woche aber auch eine Entscheidung: Oliver Setzinger wurde nach dem Spiel in Wien der Kapitänsrolle enthoben. "Es war eine sehr schwierige Entscheidung und sie hat nichts mit meinen Gefühlen für Oliver zu tun. Er hat als Person und als Eishockeyspieler immer meinen größten Respekt. Er ist noch immer unser bester Spieler und einer der besten Österreichs", sagt Mason. Warum dann? "Es gibt hier kein ,Warum‘ zu sagen", antwortet der Trainer, der sich über die Gründe ausschweigt. Das Gerücht macht die Runde, dass es nach dem Wien-Spiel zu einem Disput gekommen sein soll.

Das wird von höchster Stelle dementiert. "Es gibt nichts Geheimnisvolles und es hat schon gar keinen Vorfall gegeben. Wir betreiben Rotation – das macht man im modernen Management. Es ist sicher eine Aktion, die mit der sportlichen Leitung und der Mannschaft abgesprochen wurde", sagt Präsident Jochen Pildner-Steinburg. "Bei uns ist alles ruhig und es gibt abgesehen von den Verletzten keine Aufregung. Was mich trifft: Wir haben den Sieg gegen Salzburg verschenkt."

Ein Nachfolger wurde bereits auserkoren. "Daniel Oberkofler hat Kapitänsqualitäten und es ist mir sehr wichtig, dass es ein Österreicher ist", sagt der Trainer. "Obi" genießt von Mason "dasselbe Vertrauen wie Oliver und er hat Respekt gegenüber seinen Mitspielern und den Trainern". Mit einer Rückkehr des aktuell verletzten Neo-Kapitäns rechnet Mason in zwei bis drei Wochen. Die Entscheidung hat er dem 32-jährigen Stürmer freilich selbst mitgeteilt. "Es ist für mich als Grazer natürlich eine ganz große Ehre, Kapitän der 99ers zu werden", sagt Oberkofler, "aber es ist auch sehr hart für mich, verletzt noch zusehen zu müssen." Der letzte Kapitän aus Graz war 2003 Stefan Hofer – Setzinger war mit vier Jahren der längstdienende. Auch dank Mario Altmann oder Travis Oleksuk (aktuell die Assistant-Kapitäne) hat die Mannschaft für Mason "mehr Leadership-Qualitäten als noch im vergangenen Jahr". Solange Oberkofler noch passen muss, wird Kevin Moderer ein "A" tragen.

So auch heute gegen Bozen. "Gegen sie muss man auch geduldig sein. Wenn man frustriert wird und die Disziplin verliert, bekommt man Gegentore. Unser Ziel ist es, sie zu frustrieren, indem wir keine Chancen zulassen", erklärt Mason. So wild wie einst Zagreb treiben es die Füchse mit den Pass-Vergaben allerdings nicht. Aktuell sind neben acht echten Legionären aber immerhin sieben Doppelstaatsbürger im Kader. Ein großer Vorteil. Sechs davon spielen zumindest schon ihre zweite Saison in der Eiswelle und neu ist nur Nick Plastino. Er wurde zwar in Ontario geboren, wurde aber schon 2011 italienischer Meister mit Asiago und spielte auch sieben WM-Spiele für die Federazione Italiana Sport del Ghiaccio. Dass mit Matteo Pietroniro ein 20-jähriger US-Italiener vor der Verpflichtung stehen soll, wird in der Pass-Diskussion aber sicher nicht kalmierend wirken.