Herr Seitz, es gibt im Zusammenhang mit dem Sponsorausstieg konkrete Pläne, dass das Department of Player Safety (DOPS) dem Rotstift zum Opfer fällt. Von Kürzungen bis zur Auflösung ist die Rede. Wie gehen Sie damit um?
Lyle Seitz: Was immer die Besitzer der Liga entscheiden, muss ich akzeptieren. Sollte ich nicht mehr da sein, werde ich eben einer anderen Liga angehören. Diese Entscheidung wird in den nächsten vier Wochen fallen.

Warum ist Dops wichtig?
Lyle Seitz: Wir haben 2011 begonnen. Vor acht, neun Jahren standen richtig üble Checks an der Tagesordnung. Die EBEL hat weniger Sperren als andere Ligen. Jetzt läuft alles auf „Speed und Skill“, also auf mehr Geschwindigkeit und Qualität hinaus, das bestätigen mir Trainer und Manager.

Wie viele Eishockey-Ligen leisten sich den Luxus eines „Situation Room“, wo alle Spiele in Echtzeit überwacht werden?
Lyle Seitz: Die KHL, DEL, Schweden und Finnland. Die Schweiz evaluiert gerade, ob sie einen benötigen.

Und was kostet der Spaß?
Lyle Seitz: Nicht viel. Für den „Situation Room“ sind nur Strom und Datenleitung zu bezahlen. Ich weiß es nicht genau.

Es benötigt doch auch Personal?
Lyle Seitz: Wir haben an einem Abend drei Personen im Einsatz, u. a. die Ex-NHL-Referees Mark Wheeler und Stephane Auger. Aber jeder von uns erhält alle wichtigen Videos aufs Handy, sollte etwas passieren.

DOPS kümmert sich um EBEL, Alps Hockey League und CHL. Ist der Umfang gerechtfertigt?
Lyle Seitz: Wir überwachen 1600 Spiele pro Saison. Wenn uns die Besitzer den Hahn zudrehen, dann ist es eben vorbei. Zehn Jahre hat es benötigt, das alles aufzubauen, nur eine Woche braucht es, um alles zu beenden.

Ihnen als DOPS-Chef obliegen auch die Schiedsrichter. Beobachter können aufgrund der Leistungen nicht zwischen Profi-Referees und Nicht-Profis unterscheiden. Warum ein Profi-Programm?
Lyle Seitz: Aus Sicht der Fans vielleicht. Die halten Schiedsrichter aber sowieso für Ungeziefer. Man bekommt nur gute Schiedsrichter, wenn ihnen etwas geboten wird. Ohne Profis würden immer die Gleichen in Klagenfurt oder Villach pfeifen, weil sich neben einem Vollzeitjob niemand den Reisestress antun will.

Das Ansehen der Schiedsrichter wird nicht besser. Warum nicht?
Lyle Seitz: Es ist sehr wohl besser geworden. Wer beurteilt das? Fans?

Spieler und Trainer, die sich inoffiziell beklagen, weil sie mit Interviews eine Geldstrafe riskieren ...
Lyle Seitz: Korrekt. Denn was bringt es dem Spiel oder der Liga, einen Schiedsrichter zu kritisieren?

Würde das Eishockey nicht davon profitieren, wenn man sich hin und wieder selbstkritischer zeigt bzw. Kritik zulässt?
Lyle Seitz: Das bringt nichts. Es gibt oft drei Seiten, wie eine Situation beurteilt wird. Und wir sollen zulassen, dass Spieler sagen dürfen: „Der war sch...“?

Wie beurteilen Sie die Leistung der Schiedsrichter?
Lyle Seitz: Sie sind zu 100 Prozent besser geworden. Das ist ein Verdienst von Referee-Coach Greg Kimmerly. Und wir arbeiten seit neun Jahren hart, um neue Referees zu bekommen. Das klappt aber nur, wenn wir ihnen eine sichere und gesunde Umgebung bieten. Früher war die Qualität richtig schlecht, die Hälfte konnte ja nicht einmal eislaufen.

Es gab zuletzt in einzelnen Teams viele Verletzte. Warum?
Lyle Seitz: Das gehört leider zum Geschäft. Wir müssten Bodychecks verbieten oder die Spieler zwingen, mit Vollvisier zu spielen, und könnten nicht alles verhindern. Es gab viele verrückte Verletzungen, auch in Trainings. Ich könnte fünf Stunden über den Grund referieren.

Nur zu.
Lyle Seitz: Die Liga hat heuer auf elf Imports reduziert. Dornbirn oder Innsbruck hatten sogar mit 14 gespielt. Wir haben nicht genug Spieler in Österreich, das will mir ja niemand glauben. Daraus resultieren die vielen Verletzten, weil Teams mit zweieinhalb Linien spielen mussten.

Die Reduktion wurde erst im Vorjahr beschlossen. So eine Kritik überrascht.
Lyle Seitz: Ich habe das prophezeit. Wer lag einen Großteil der Saison an letzter oder vorletzter Stelle? Innsbruck oder Dornbirn.

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Könnte mangelnder Erfolg nicht andere Faktoren haben, wie etwa weniger Budget?
Lyle Seitz: Ich habe das Problem genannt, und es wird nächstes Jahr noch schlimmer. Ein Team braucht 30 Spieler. Wo sind die alle?

Zurück zum Sportlichen: Sie haben „Speed und Skill“ erwähnt. Warum werden Vergehen, die das Spiel verlangsamen, selten exekutiert?
Lyle Seitz: Was meinen Sie?

In jedem Spiel gibt es zehn bis 20 Situationen, wo Haken, Halten oder Stockschläge nicht gepfiffen werden. Warum nicht?
Lyle Seitz: Sie wollen, dass wir mindestens 20 Strafen pro Spiel pfeifen?

Wozu dann Regeln?
Lyle Seitz: Ich setz’ mich gerne neben Sie, und Sie sagen mir, wo Sie all das Haken, Halten usw. sehen. Ich bin glücklich mit der aktuellen Situation. Wir haben guten Speed und gute Skills in der Liga. Ich versuche nicht alles negativ zu sehen. Das ist der große Unterschied.

Sollten solche Regeln nicht strikt befolgt werden? Das würde ja die Qualität des Spiels steigern?
Lyle Seitz: Wenn wir das zu streng auslegen, würden wir dem Spiel schaden. Den Fans würde die Unterhaltung fehlen. Wir haben das vor sechs Jahren versucht. Die Folge: Im November sind die Zuschauerzahlen eingebrochen. Und im Dezember wurden die Regeln gelockert – die Zuschauerzahlen gingen nach oben. Wir wollen ja alle Emotionen im Eishockey haben.

Was erwarten Sie sich aus Sicht des DOPS für die Zukunft?
Lyle Seitz: Es wird sich nicht viel ändern. Wir müssen lediglich darauf vorbereitet sein, wenn sich das Spiel verändert. Vieles steht, wie Sie angedeutet haben, in den Sternen. Und dann ist die Frage: Welche Spieler werden verpflichtet? Woher kommen die Trainer?