Jeder will vor dem Weihnachtsurlaub noch seine offenen Punkte von der Agenda streichen. Manches gelingt, einiges bleibt jedoch offen. In punkto EBEL-Präsidentschaft beispielsweise dürften sich die Liga-Granden auf einen Namen geeinigt haben: Jochen Pildner-Steinburg. "Das stimmt. Die Vereine haben mich gebeten, mich dieses Amt auszuführen und ich habe zugesagt", bestätigt der Grazer. Neben der Sponsorensuche war die vakant gewordene Position des Präsidenten sicher das größte Thema innerhalb der Liga. Karl Safron hat ja nach dem Rückzug von Peter Mennel lediglich interimistisch die Geschäfte übernommen. Der bisherige Graz 99ers-Präsident und Wirtschaftstycoon (GAW-Boss, Ex-Präsident der Industriellen Vereinigung Steiermark sowie Träger des Goldenen Ehrenzeichens in der Steiermark) gilt als logische Lösung. War der 72-Jährige doch einer der großen Konstrukteure der Liga nach dem Liga-Crash.

Das Anforderungsprofil wirkt, als wäre es für Pildner-Steinburg maßgeschneidert: Wichtige Kontakte in ganz Österreich und starke Verbindungen in die Wirtschaft, erste Ansprechpartner für budgetäre Angelegenheiten in der Liga, großes Fachwissen in der Unternehmensführung. Formal bestätigt werden soll der Grazer als neuer EBEL-Präsident bei der außerordentlichen Liga-Generalversammlung am 7. Jänner. Vier Klubs haben dafür Anfang Dezember den Antrag eingebracht, mit dem wichtigsten Tagesordnungspunkt "Wahl des Präsidenten". Bis 3. Jänner können noch Anträge eingebracht werden, Pildner-Steinburg benötigt eine Zwei-Drittel-Mehrheit.

Initiative von KAC und Vienna Capitals

Die Initiative soll insbesondere von Wien-Boss Hans Schmid und KAC-Capo Hellmuth Reichel gestartet worden sein: "Er wäre der erste Präsident, der aus der Wirtschaft kommt. Der mit Sponsoren reden kann, der in seinem Unternehmen kaufmännisches Talent bewiesen hat und es in der Liga vorantreiben kann. Er ist ein kantiger, aber sicher ein guter Chef", legt Reichel klar, was er sich von dem neuen starken Mann in der Liga verspricht. Und was sagt Pildner-Steinburg dazu? "Wir kennen uns wirklich gut", sagt er lachend. "Aber es stimmt. Ich werde sicher nicht die Dinge schleifen lassen. Es gibt gewisse Vorstellungen für das eine oder andere Thema."

Welche Ziele er für die Amtszeit habe? "Diese werde ich nicht vorab in einem Interview verraten. Erst bei der Wahl-Präsentation gibt es Details für die Verantwortlichen. Ich darf aber sagen, dass in der Liga ein Weg der Kontinuität gefunden werden muss und wie wir das Eishockey zukünftig gemeinsam weiterentwickeln können." Und wie man es von ihm gewohnt ist, blickt er differenziert auf den Status quo: "Wir befinden uns derzeit in einer kritischen Situation. Es gab jedoch immer wieder turbulente Zeiten hinter den Kulissen und dennoch wurde relativ ruhig und konstruktiv zusammengearbeitet. Aber der Ausstieg von Hauptsponsor und TV-Partner wird uns sicher weiterhin beschäftigen."

Ein Baumeister für das Eishockey

Durch und durch ist Jochen Pildner-Steinburg seit jeher mit dem Eishockey-Virus infiziert. Dass er öfters seinen Rückzug androhte, DOPS-Chef Lyle Seitz mehrmals offen kritisierte oder die Liga-Gebarungen (Stichwort: "Salary Cap") unter Beschuss genommen hatte, spiegelte nur seine Leidenschaft für den Sport wider. In den letzten Jahren zeigte er sich deutlich zurückhaltender.

Laut eigenen, etwas augenzwinkernd gemeinten Aussagen ist der Grazer „seit 100 Jahren mit dem Eishockey verbunden“. Fakt ist: In den 1970er Jahren griff er selbst zum Stock, war maßgeblich an der Fusion zwischen ATSE und UEC (woraus EC Graz entstanden war) beteiligt und gründete 1999 den jetzigen EBEL-Klub Graz 99ers (wo er als Präsident agiert). Für das Eishockey in der Steiermark gilt der Grazer sicher als einer der wichtigsten Baumeister. Die Liga-Statuten erlauben, dass Pildner-Steinburg beide Ämter gleichzeitig auszüben darf.

Das restliche EBEL-Präsidium, das auf vier Jahre gewählt worden ist, besteht übrigens aus Rene Dimter, Karl Safron und Dieter Knoll als drei Vize-Präsidenten. Diese werden gewählt: einer von allen Liga-Klubs, einer von den internationalen Klubs, einer von den österreichischen Klubs. Vergangenen Montag haben übrigens alle Klub-Bosse ein Schreiben erhalten, wonach sie über die Sicherstellung des gegenwärtigen Liga-Betriebs für 2020/21 informiert worden sind.