1. Drittel: Die erste Scheibe des Spiels gehörte zwar dem KAC doch prompt ertönte die Trompete. „Attacke“, schrien die Grazer Fans und die Vorzeichen für diese Partie waren schnell zu erkennen. Graz griff aggressiv an, der KAC versuchte es schnell – ein Spiel mit offenem Visier kündigte sich an.

Das erste Scharmützel gab es nach gut zweieinhalb Minuten, Curtis Hamilton wollte die Scheibe unter David Madlener durchschieben. Die Verteidiger bezogen Stellung und zeigten Präsenz nach dem Abpfiff. Adam Comrie prüfte in der vierten Minute erstmals Keeper Robin Rahm – der ging mit der perfekten Fangquote von 100 Prozent in das Spiel. Gegen Zanim und Wien blieb der Schwede ohne Gegentor.

Beide Teams waren von Anfang an hellwach und auch bereit, den Gegner die volle Härte spüren zu lassen. Und dann war es passiert: Nicholas Eric Petersen dreht nach einem gar nicht so harten Schuss jubelnd ab. Der äußerst unglückliche Treffer für Rahm beendete nach insgesamt 126 Minuten und 44 Sekunden die Serie des Schweden. Der rote Anhang skandierte „Eiergoalie“ - frech, auch wenn Rahm etwas unglücklich aussah: Der Puck rutschte ihm unter den Schonern zum 0:1 durch. Graz drängte auf eine Antwort und nahm Madlener unter Beschuss. Der KAC hatte, was er brauchte und verzichtete auf Risikoaktionen und kam so auch zu Chancen. Der Konter und das Tempo waren nun die heißen Waffen gegen die stabilen Grazer. Doch im Eins-gegen-Eins zeigte Rahm seine Klasse und auch sein Gegenüber, die Nummer 31, packte ein paar gute Paraden aus. Knapp vier Minuten vor der Pause setzten sich die Gäste dann in der Angriffszone fest und ließen die Scheibe kreisen. Bis sie hinter das Tor zu Marco Richter kam, der schaute auf und legte für Patrick Harand (3:50) ab. Die vierte Linie der Klagenfurter brachte das 0:2 und die mitgereisten Fans zum Jubeln. Das sollte es im ersten Drittel noch immer nicht gewesen sein: Ein schneller Angriff brachte 57 Sekunden vor der Sirene gar noch das 0:3. Die Schiedsrichter bemühten zwar den Videobeweis, gaben den Treffer von Richter aber – wieder war es der vierte Anzug, Patrick Harand bediente den gebürtigen Wiener. „Unser Bunker“, sagen die KAC-Fans voller Schadenfreude und es ging in die Kabine.

2. Drittel: „Steirermen san very good!“ Nur 1:37 Minuten nach der Pause stand es plötzlich 1:3. Erik Kirchschläger ließ Madlener schlecht aussehen. Sein Schuss kullerte dem Keeper zwischen den Schonern durch und die Fans revanchierten sich für die Rahm-Schmach mit einem „Eiergoalie“ in Richtung KAC-Fans. Die Gäste igelten sich nicht ein, sondern versuchten weiterhin die Grazer früh zu stören. Charles Robin Gartner scheiterte in der 24. Minute an Rahm (Schulter). Der KAC war bemüht, den alten Vorsprung wieder herzustellen und investierte. Die Grazer mussten etwas tun und machten Druck. Um die 30. Spielminute herum eröffneten die Grazer einen Dauerlauf, aus dem sich der KAC nur sporadisch befreien konnten. Doch die Rotjacken standen gut vor dem Tor und waren in der Zone dicht an ihren Gegenspielern. Es lag etwas in der Luft und das spürten auch die heimischen Fans und es wurde wieder ein bisschen lauter. Beachtlich: Nach 33. Minuten gab es für den schwachen Siim Liivik die erste Strafe im Spiel und Graz war erstmals in Überzahl. Und das Powerplay bleibt das Prunkstück der Grazer. Matt Caito verkürzte in der 34. Minute auf 2:3 – der Bunker kochte über. Knapp eine Minute vor Drittelende musste sich Robin Rahm im Kasten der Grazer zwei Mal gegen Johannes Bischofberger beweisen – und tat das in überragender Manier. 20 Sekunden später war der Drei-Tore-Rückstand gedreht: Ty Loney glich in der Schlussminute des Mitteldrittel nach einer sehenswerten Aktion zum 3:3 aus. Der Stürmer verwertete einen perfekten Pass von Colton Yellow Horn mit einem Hammer aus kurzer Distanz ins Kreuzeck.

KAC-Fan Samu Haber mit 99ers-Anhänger Andreas Gabalier, die sich das tolle Spiel anschauten
KAC-Fan Samu Haber mit 99ers-Anhänger Andreas Gabalier, die sich das tolle Spiel anschauten © KK

3. Drittel: Die drei Toren gaben den Grazern den erwarteten Auftrieb, die Klagenfurter agierten zwar bemüht, aber die Lockerheit des ersten Drittels war völlig weg. Die Gäste kreierten aber trotzdem einige gute Möglichkeiten, aber spätestens beim starken Rahm war Endstation. Die Gastgeber übernahmen sukzessive das Kommando, wirkten in den Zweikämpfen frischer und druckten die verunsicherten Rotjacken immer mehr in deren defensive Zone. Ein tolle Einzelaktion führte dann zur Führung. Goalgetter Loney gewann das Bully gegen Thomas Koch und zog sofort ab und die Scheibe ging über der Schulter von Madlener zum 4:3 in die Maschen. Der nächste Treffer der Grazer fiel im Powerplay, da war der gefoulte Ken Ograjensek zur Stelle. Der Schlusspunkt war ein Treffer in das verwaiste Tor der Klagenfurter durch Caito. Am Ende ein mehr als verdienter Sieg der Graz 99ers, die nun auch das achte Heimspiel in dieser Saison für sich entschieden.

Ausverkauftes Haus

Die Graz99ers spielen zurzeit ein Hockey, das im Bunker schon lange nicht mehr zu sehen war. In allen sieben Heimspielen gingen die Steirer als Sieger vom Eis, erzielten dabei 31 Treffer und mussten nur 16 Gegentore hinnehmen. Die Begegnung in Klagenfurt hat Graz nach Penaltyschießen gewonnen. Der KAC will sich für diese Niederlage heute revanchieren, es lief für die Klagenfurter auf Grazer-Eis in den letzten Begegnungen recht gut. In den letzten fünf Partien haben die Kärntner stets gepunktet, vier davon wurden gewonnen.

Zwei Stunden vor dem Kracher war der Bunker ausverkauft, die Karten für das Spiel der Graz 99ers gegen den KAC und seit knapp eineinhalb Jahren war der Bunker wieder ausverkauft. Einige Fans kamen zu spät und mussten die Schlange vor der Kassa unverrichteter Dinge verlassen. In der Halle war die Stimmung schon lange vor dem ersten Bully prächtig und explosiv. Auch dank des Klagenfurter Anhangs. Das klare Übergewicht auf den Rängen hatten freilich die Grazer, aber die „Rotjacken“ hatten einen großen und sangesfreudigen Fan-Block hinter sich.

4150 Zuseher machten die Merkur Eishalle zu einem Tollhaus, wie es Graz schon lange nicht mehr erlebt hat. Kein Wunder, spielen die 99ers aktuell in eine bestechenden Form. Am Freitag fertigten sie Liga-Dominator Wien3:0 ab – nach allen Regeln der Kunst.