Ein weltbekannter Pionier erklärte einmal, wer nie etwas Neues ausprobiert, kann auch keine Fehler begehen. Ob Albert Einstein damit die Try-out-Phase der heimischen Eishockey-Liga gemeint hat, darf bezweifelt werden. Dennoch könnte sich für einige Klubs diese Regelung noch rächen. Um Geld zu sparen, wurden viele Spieler mit befristeten Dienstverträgen auf Probe geholt.

Da nun das Ende dieser Testzeit naht (19. November, 12 Uhr), einige Kader hinsichtlich der Punktewerte (maximal 60) aber zu explodieren drohen, könnte ihnen just von diesen Try-out-Cracks ein Bein gestellt werden. Wer nämlich klubintern auf der Abschussliste steht, seitens der Liga jedoch gesperrt worden ist bzw. heute noch gesperrt wird, belastet weiterhin das Punktekontingent ohne überhaupt angemeldet zu sein.

Andere Spieler, die deswegen auf eine Warteliste gesetzt werden und erst nach Ablauf so einer Sperre offiziell genannt werden, nagen am Tauschkontingent (limitiert auf drei Feldspielerwechsel plus ein Goalie-Tausch). Dies betrifft aber wiederum nur jene Klubs, deren Kaderwert die 60-Punkte-Marke überschritten hat.

Selbst die Relativitätstheorie von eingangs erwähntem Mann ist wohl kaum komplizierter als dieses Regulativ. Kommende Saison darf jedoch hinsichtlich Try-out eine grundlegende Neugestaltung erwartet werden.

VSV

Mit dem Abgang von Sean Ringrose und Francois Fortier bereits vor der Länderspielpause hat der VSV hinsichtlich der Sechzig-Punkte-Grenze kein Problem. Die Adler haben zurzeit 58,5 Punkte im Kader. Bei den Villachern wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, ob man in der Verteidigung noch einen Tausch macht oder nicht.

KAC

Entscheidet sich der KAC für ein Engagement von Testkandidaten Andre Deveaux, dann müssen zwei Spieler der Rotjacken in nächster Zeit von der Tribüne aus ihre Kollegen beobachten. Heiße Kandidaten dafür sind wohl Kyle Wharton und Kim Strömberg, aber auch Luke Pither darf sich nicht zu sicher sein. Fix ist, kein Spieler wird nach Hause geschickt.

Graz 99ers

Am exzessivsten nutzten die Graz 99ers die Try-out-Phase. 19 Spieler vermeldeten die Steirer als Neuzugänge, acht wurden bisher ausgemustert. Über 80 Punkte wies der Kader zeitweise auf. Aber: Der Erfolg gab ihnen bisher Recht. In den kommenden Wochen erhält Zintis Zusevics den österreichischen Pass, Jung-Goalie Jakob Raisp und ein Import müssen aber gehen.

Red Bull Salzburg

Salzburg hat sich bisher bei den Transfers zurückhaltend gezeigt. Dennoch müssen sie abspecken. Der enttäuschende Dave Meckler wird die Bullen verlassen, er soll sich bereits mit einem ausländischen Klub einig sein. Der verletzte Luka Gracnar wird vorerst nicht gemeldet. Kyle Beach und Ben Walter sind angezählt. Auch einen Österreicher könnte es treffen.

Vienna Capitals

In Wien hat man hinsichtlicher der Punktegrenze alles unter Kontrolle. Vom Riesen Hugh Jessiman (198 cm) werden sich die Capitals trennen, damit wären die 60 Punkte erreicht. Hinzu kommt, dass Benoit Gratton mit Nachwirkungen seiner Halswirbelverletzung kämpft. Sollte nicht die erwünschte Besserung bald eintreten, dürfte Gratton seine Karriere beenden und die Wiener hätten Platz für einen neuen Stürmer.

Black Wings Linz

Bereits seit Saisonbeginn bleibt für Gregor Baumgartner nur die Reservistenrolle. Aufgrund der Verletzten (Robert und Philipp Lukas, Matthias Iberer sowie Daniel Oberkofler) durfte er zuletzt wieder auf die Spielerbank. Oberkofler zählt wegen der erlittenen Verletzung im Nationalteam nicht als Tausch. Zwei Spieler müssen aber weg. Baumgartner gilt als gesetzt.

Innsbrucker Haie

Unscheinbar haben sich die Tiroler an die 60-Punkte-Marke herangeschlichen. Trainer Christer Olsson hat sich mit neun Imports eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt und damit einige finanziell potente Klubs blamiert. Nur einen Transfer vermeldeten die Haie in der Try-out-Phase. Der vertragslose Villacher Roland Kaspitz wurde als Schnäppchen geholt. Kennt man Olssons Konzept, wird sich auch nicht mehr viel tun.

Dornbirner EC

Im Duell gegen Znaim holte Dornbirn-Verteidiger Garnet Exelby seinen Kontrahenten Martin Podesva mit einem K.o.-Schlag von den Kufen. Das DOPS sperrte den Kanadier daraufhin für drei Liga-Spiele. Allerdings wollten sich die Vorarlberger schon zuvor von Exelby trennen. Bis zum Ablauf seiner Sperre belastet der 33-Jährige noch das Punktekontingent der Dornbirner, die sich bereits am Transfermarkt nach einem Ersatz umgesehen hatten.

MARTIN QUENDLER, MARIO KLEINBEREGR