In Wien genießt man als ansässiger Eishockey-Profi weitgehend die Anonymität. Außgenommen davon ist höchstens Rafael Rotter, der aufgrund seiner Omnipräsenz die Bezeichnung „Bürgermeister“ verdienen würde. Allerdings könnte er bald Konkurrenz im eigenen Team erhalten. Peter Schneider gilt als der strahelndste (heimische) Stern bei den Vienna Capitals. Im Vorjahr in den EBEL-Scorerlisten voll eingeschlagen, bestimmt er aus rot-weiß-roter Sicht auch heuer die Messlatte. 48 Punkte (22 Tore, 26 Assists) heimste er bislang ein – also mit Abstand bester Österreicher. Und weil sein Vertrag bei den Kagranern mit Saisonende ausläuft, weckt dies bei den Konkurrenzklubs klarerweise Interesse und Begehrlichkeiten. Schneider schmettert jedoch ab: „Es gibt keine Angebote und es wurde noch nichts unterschrieben. Ich würde gerne in meiner Heimatstadt bleiben. Die Capitals haben mir im Vorjahr die Chance gegeben.“ Kein Wunder, scheint er doch in diesem Umfeld voll aufzublühen.

Lange unter dem Radar, angelten die Wiener im Herbst 2017 nach dem 27-jährige Flügelstürmer. Er kehrte nach sieben Saisonen in den USA, wo er ua. für die renommierte Norte-Dame-Universität und in der ECHL (Indy Fuel, Kalamazoo Wings) gespielt hatte, zurück. In wichtigen Notizbüchern tauchte sein Name nie auf. So wurde Schneider im Vorjahr zum allerersten Mal ins Nationalteam einberufen, wo er schnell zu Fixgröße avanciert ist.

Standhafter Charakter

Auf dem Eis gilt der Rechtsschütze als torgefährlicher Zwei-Wege-Stürmer. Abseits davon zeigt er sich temperamentvoll, wie Kollegen berichten. „Er verteidigt seinen Standpunkt sehr vehement“, beschreibt ihn Teamkollege Ali Wukovits. Also alles andere als ein typischer Befehlsempfänger. Dennoch gefiel Ex-Trainer Serge Aubin was Schneider produzierte. Und auch der aktueller Headcoach Dave Cameron dürfte die richtigen Impulse setzen. „Es herrscht kein Ungleichgewicht. Alle erhalten so viel Eiszeit, wie sie es sich verdienen“, stellt Schneider klar.

Ein Publikumsliebling zu werden und Rotter womöglich diesen Titel streitig zu machen, sieht Schneider als vermessen an. „Er hat soviel geleistet. Diese Fußstapfen sind noch zu groß.“ Zudem muss Wien ja nicht gleichzeitig Endstation bedeuten. „Das Ausland würde mich schon noch reizen. Vielleicht ergibt sich ja etwas.“ Auf die Frage, ob auch ein ligainterner Wechsel wie Salzburg vorstellbar wäre, antwortet Schneider nur mit einem lauten Lachen. Wer irgendwann Bürgermeister werden will, lässt sich eben nicht in die Karten blicken.