Es war ein magischer Schleier, der die Wiener Eishalle in den vergangenen Tagen umhüllt hatte. Nur wenige Meter nach der U-Bahn-Station Kagran begann für viele Eishockey-Verrückte ein Kribbeln, das sich mit jedem Schritt intensiver im Körper verbreitete. Eine feine Auswahl an NHL-Spielern gastierte in Wien und beschloss dort mit den Nationalteams von Kanada und USA die finale Feinabstimmung für die Eishockey-WM in Prag, die am 1. Mai startet, zu justieren.

In den ersten beiden Trainingstagen präsentierte sich die allgemeine Stimmung in den Katakomben relativ entspannt. Fans schlichen sich sogar in die Kabinengänge. Bereitwillig signierten NHL-Stars wie der schelmische Claude Giroux, der coole Tyler Seguin, der Furcht einflößende Brent Burns, der lässige Matt Duchene oder der schüchterne Sean Couturier Autogramme, lächelten in unzählige Handykameras oder ließen sich einfach nur auf Schritt und Tritt beobachten.

Areal hermetisch abgeriegelt

Dies änderte sich allerdings schlagartig. Mit einem Tag auf den anderen herrschte Stress rund um die Eisarena. Sidney Crosby, der NHL-Superstar, kündigte sich an. Zu den kanadischen TV-Stationen, die ihre „Maple Leafs“ sowieso nie aus der Linse verlieren, gesellten sich auch einige heimische Sender. Logische Folge: Das Areal um die nordamerikanischen Kabinen wurde von Sicherheitskräften hermetisch abgeriegelt. Zahlreiche Fans, mitunter aus der Slowakei, ließen sich aber den Augenblick des ersten Eiskontakts von Crosby nicht entgehen. Sie waren aber nicht die Einzigen, die beinahe andächtig beim Anblick ihres Idols verharrten. Auch das österreichische Nationalteam presste die Gesichter staunend an die Glasscheiben der Banden. Doch auch der Superstar scheute den Fankontakt nicht und tat es seinen kanadischen Teamkollegen gleich. Profi ist eben Profi.

Geplänkel zwischen Raffl und Giroux

Umso größer war bei vielen die Enttäuschung, als Crosby statt seines erhofften Auftritts das Spiel gegen Österreich nur aus einer VIP-Loge beobachtete. Dennoch wurde das Gästeteam frenetisch wie noch nie von den rot-weiß-roten Fans begrüßt. Über 7000 konnten dabei ein stetiges Geplänkel unter den Philadelphia-Teamkollegen Michael Raffl und Claude Giroux beobachten, die einander dieses Mal gegenüberstanden. Auf einen Treffer des Villachers machte es ihm sein Flyers-Kumpel kurz darauf nach. Erneut zeigten die Österreicher trotz drückender Überlegenheit attraktives Eishockey. Dies musste wohl auch Crosby hoch über dem Eis anerkennen.

MARTIN QUENDLER