Elf Tore, neun Assists - die Statistiken weisen Ihnen nach 16 Spielen ein ausgezeichnetes Saison-Zeugnis aus. Sie sind damit Topscorer der Buffalo Sabres. Sehen wir den stärksten Thomas Vanek aller Zeiten?
THOMAS VANEK: Es läuft im Moment einfach sehr gut und die Scheibe geht einfach rein. Ich spiele mit Jason Pominville und Luke Adam in einer Sturmlinie und das funktioniert. Eines ist klar: Man braucht eine starke Linie, um selbst gut zu sein.

Die aktuelle Hochform hat ihren Ursprung in Europa, wo Sie pompös in die Saison gestartet sind . . .
VANEK: Es war wunderschön, in Helsinki und vor allem in Berlin mit der Unterstützung von so vielen Fans aus Österreich spielen zu dürfen - noch dazu so erfolgreich. Das ist etwas, was für mich ewig in Erinnerung bleiben wird.

Aktuell hat das österreichische Nationalteam ein Viernationen-Turnier in Ungarn bestritten, wo es Niederlagen gegen Italien und Japan und einen Sieg über Ungarn gegeben hat. Ist Neo-Teamchef Manny Viveiros der Richtige?
VANEK: Das ist schwer zu sagen. Ich kenne Manny von einer Weltmeisterschaft, bei der er mein Mitspieler war. Er war ein sehr guter Spieler, den alle respektiert und dem alle zugehört haben. Er ist eine Führungsperson, das spricht für ihn. Aber es wird sicher schwierig.

Warum?
VANEK: In den letzten Jahren sind die Teamchefs viel zu oft ausgetauscht worden. Ohne Kontinuität geht aber nichts. Man muss dem Teamchef Vertrauen schenken und ihm endlich die entsprechende Zeit geben.

Von wie viel Zeit sprechen Sie?
VANEK: Man braucht mindestens fünf Jahre, um etwas umstellen zu können.

Was genau?
VANEK: Es fängt schon im Nachwuchs an. Man braucht gute Jugendtrainer und darf nicht hoffen, dass alle guten Jungen ins Ausland gehen und sich dort verbessern. Man muss in den heimischen Nachwuchsligen Systeme entwickeln, wo zum Beispiel Ex-Profis Trainer werden. Natürlich muss man diese gut bezahlen. Aber ein Blick auf die Resultate der Schweiz, wo so gearbeitet wird, beweist, dass dieser Weg der richtige sein könnte.

Was halten Sie vom Punktesystem in der österreichischen Liga?
VANEK: Absolut gar nichts. Man sollte das Legionärskontingent auf sechs bis sieben limitieren und mittelfristig auf drei bis vier reduzieren.

Leidet darunter vielleicht das Niveau?
VANEK: Es ist sicher möglich, dass das Niveau in den ersten Jahren etwas sinkt. Wenn aber nach fünf Jahren die Entwicklung sichtbar ist und Österreich permanent bei der A-WM spielt, hat es sich bezahlt gemacht. Noch dazu wollen die Fans mehr einheimische Spieler sehen.

Der österreichische Eishockeyverband hat Schweiz-Legionär Oliver Setzinger im Sommer aus dem Nationalteam ausgeschlossen. Kann es sich Österreich leisten, auf so einen Spieler zu verzichten?
VANEK: Das glaube ich nicht. Oliver ist einer der besten Spieler, die Österreich hat. Das hat er im Nationalteam auch oft genug bewiesen.

Sind sie aufgrund solcher Entscheidungen überhaupt noch richtig motiviert, für das Nationalteam aufs Eis zu gehen?
VANEK: Auf jeden Fall. Es wird sich nie ändern, dass ich stolz bin, für Österreich zu spielen. Wenn ich gesund bin, komme ich gerne.

Am 7. September passierte in Russland der Flugzeugabsturz, bei dem die komplette Eishockey-Mannschaft von Jaroslawl ums Leben kam, darunter mit Josef Vasicek der Bruder Ihrer Schwägerin . . .
VANEK: Das ist noch immer eine schwierige Situation, wirklich schlimm. Solche Tragödien heben noch einmal hervor, dass die Familie immer an erster Stelle steht. Natürlich muss das Leben weitergehen. Aber wenn so etwas passiert, lernt man jeden einzelnen Tag so richtig zu schätzen.