Oft müssen Uhren als Vergleich herhalten. Doch nicht nur klischeehaft stehen die Schweizer für Präzision und Wertigkeit. Bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Stockholm verzauberten die Eidgenossen die Fachwelt mit ihrer effektiven Spielweise. In den Schweizer Gazetten wird ihre "Nati" zu Recht in den Himmel gelobt. Dino Kessler, Eishockey-Experte vom Massenblatt "Blick", ist die verbreitete Euphorie anzumerken: "Es wirkt nach außen als dicke Überraschung. Aber wir haben solide gespielt und gegen die kleineren Gegner dominiert. Für uns war absehbar, dass bald die Ernte eingefahren wird."

Mit Ralph Krüger, früher Feldkirch-Coach, als Teamchef wurde ab 1997 das konservative Konstrukt komplett umgekrempelt. "Er konnte sich gut verkaufen und hat dem Eishockey viele Türen geöffnet", erklärt Kessler. Gemeint ist damit das nachhaltige Konzept, das die Schweizer seitdem im Nachwuchs verfolgen. Dort leisten sie beispiellose Arbeit. Alle Spitzenklubs der ersten und zweiten Liga sind verpflichtet, ab der U17 mit Profi-Trainern zu arbeiten. Zudem verfolgen die Schweizer eine rigorose Legionärsbeschränkung. Lediglich drei Fremdarbeiter dürfen auf dem Spielbericht stehen. Somit werden die Vereine der Ligen gezwungen, auf ihre heimischen Cracks zu setzen.

Drastischer Vergleich

Beispiel: In Österreichs Eishockey-Liga 2012/13 setzte Salzburg in Summe 28 Fremdarbeiter ein. Besonders drastisch fällt ein anderer Vergleich mit Österreich aus: In den 90er-Jahren noch als ebenbürtiger Gegner verstanden, sind die Schweizer erfolgsmäßig davongezogen. Seit 15 Jahren spielen die Eidgenossen nun ununterbrochen bei A-Weltmeisterschaften.

Eishockey-Experten sind sich einig, dass zukünftiger Erfolg nur über qualitativ hochwertige Nachwuchsarbeit führen kann. Und dabei muss der Blick gar nicht in die Ferne schweifen. Die Schweizer zeigen es mit ihren Kaderschmieden vor: Davos, Zürich und Bern verfügen über eigene Eishockey-Internate, wo junge Cracks unter die Fittiche genommen werden. Kein Wunder also, dass zahlreiche NHL-Klubs als dankbare Abnehmer von Spielern gelten und die Schweizer in die nordamerikanischen Profiligen lotsen.