Kein Industriegebiet, sondern pure Natur. Die Luft ist klar, Vögel zwitschern und die Saalach rauscht unterhalb der Straße vorbei. Sie wird von idyllischen Schrebergarten-Häuschen geziert, ein Jogger läuft am Wegesrand vorbei. Auf seiner Funktionskleidung verrät ein Logo mit zwei roten Bullen, woher er kommt. Denn nur wenige Meter weiter türmt sich ein gigantisches Sportzentrum in futuristischem Design auf.

Dietrich Mateschitz, Gründer des Red-Bull-Imperiums, ließ auf dem Gelände der alten Trabrennbahn Liefering in nur 21 Monaten Bauzeit seine neue „Fabrik“ aus dem Boden stampfen. Die Produktion beschränkt sich jedoch ausschließlich auf die sportliche Zukunft von Jugendlichen. Werdende Eishockey- und Fußball-Profis haben hier auf über 12.000 Quadratmetern ein neues zu Hause gefunden. Für die zwischen 14- und 18-Jährigen fühlt es sich in dieser Talentschmiede verständlicherweise nach Paradies an. Sieben Spielfelder stehen dabei den Kickern zur Verfügung, zwei ganzjährig betriebene Eishockey-Hallen sind den Kufentretern hingestellt worden. Alles direkt mit dem Hauptgebäude, dem Herzstück verbunden. Und nicht umsonst regiert Glas beim einheitlichen Design der Red Bull Akademie.

Kleine Punkte

Mit speziellen Leibchen kann hier jede Bewegung der jungen Sportler auf dem jeweiligen Spielfeld von unzähligen Kameras verfolgt werden. Als Video-Tracking-System wird diese Technologie von den ansässigen Diagnostikern vorgestellt. Und einer von ihnen deutet auf den Bildschirm, wo gerade die in der Trainingshalle sprintenden Fußballer als kleine bunte Punkte dargestellt werden. Durch eine Glasscheibe können gleichzeitig die jungen Eishockey-Cracks beobachtet werden. Im zweiten Stock, den die Spieler dank spezieller Matten sogar mit Schlittschuhen betreten können, wird indes an technischen Details gefeilt. Ein Crack übt gerade das Scharfschießen auf dem weißen Spezialbelag, daneben keuchen zwei Cracks auf den „Skating Mills“ (Laufbänder für Eisschuhe).

Großes Stauen

"Da hat sogar Wayne Gretzky gestaunt, was wir alles unter einem Dach haben", erzählt Eishockey-Ausbildungschef Helmut Schlögl schmunzelnd auf dem Weg zurück ins Hauptgebäude. Dort wachen im Keller Leistungsdiagnostiker über die jungen Athleten, sind Turnhallen stationiert sowie Trainingsgeräte zur Regeneration (diese simulieren sogar künstliche Atmosphäre), Ärzte und Psychologen in den Räumlichkeiten zu finden.

Zahlen zu den Kosten kann oder will Schlögel nicht verraten. Wie bei Red Bull üblich: Man spricht nicht über Geld, man hat es eben. Sportdirektor Ralf Rangnick wird da schon etwas konkreter und beziffert die Kosten mit "etwa 50 Millionen Euro", um im selben Atemzug zu verlautbaren, dass es Herrn Mateschitz nicht um Profit gehe. "Wenn er ein paar Dosen mehr verkaufen würde wollen, würde er anders handeln. Es fehlt den Spielern hier an nichts, sie sollen eine Top-Ausbildung bekommen."

Ob Erfolg planbar ist? "Natürlich nicht. Es gibt immer wieder Unwägbarkeiten, wie wir wissen", gibt Rangnick zu und verweist auf die Causa Mane oder Salzburgs Scheitern bei der Champions-League-Qualifikation. Der Sportdirektor betont, dass der ganze Luxus, die vielen technischen Spielereien nicht entscheidend sind. Aber: "Leistung ist planbar. Und wenn man sie entwickeln will, braucht man dafür Informationen." Und eben eine so gläserne Akademie in Salzburg-Liefering.